Chronik/Niederösterreich

58-Jährige war zu alt für ein Gläschen Prosecco

Für Marianne Kunz, die in Krems (Niederösterreich) eine Modeboutique betreibt, war dieser Abend extrem frustrierend: "Wir hatten besonders lang im Geschäft gearbeitet und ich wollte einfach noch was trinken", erzählt die 58-Jährige. Also ging sie in eine Bar in der Innenstadt, wollte ein Glas Prosecco bestellen – und blitzte ab. "Der Kellner hat gesagt: ,Entschuldigung, wir sind ein Jugendlokal, an ältere Personen schenken wir nicht aus’", sagt Kunz.

Nichts gewusst

Lokalinhaber Michael Putzgruber, der die Bar "Amadeus" seit rund acht Jahren betreibt, ist auch Gemeinderat der Grünen in Krems. Er beschreibt die Situation auf Nachfrage des KURIER völlig anders: "Ich habe lange nichts von einem Vorfall gewusst, bis mir zufällig ein Trafikant im vergangenen Dezember davon erzählt hat. Darauf habe ich mich bei meinen Mitarbeitern erkundigt. Einer hat berichtet, dass es bereits im November einen Vorfall gegeben habe. Er hat mir gesagt, dass das um halb 4 Uhr Früh war und er zusperren wollte, weil sonst nichts mehr los war. Das habe ich meinen Leuten auch erlaubt. Er hat mir gesagt, dass die Frau bereits alkoholisiert gewirkt habe und er ihr deshalb nichts mehr gegeben hat. Das ist ja unsere Pflicht." Putzgruber betont: "Wir hatten nie solche Probleme. Viele unserer Stammgäste sind über 50. Es kann höchstens sein, dass der Kellner sich unglücklich ausgedrückt hat."

Kunz bleibt aber dabei: "Diese Aussage ist falsch. Es war damals nicht halb 4 in der Früh, sondern noch vor 23 Uhr abends. Außerdem wollte ich erst etwas trinken, war also ganz sicher nicht betrunken."

Was Marianne Kunz zusätzlich ärgert: "Ich wollte einige Wochen nach dem Vorfall mit dem Chef des Lokals darüber in Ruhe sprechen. Aber anstatt sich für das Verhalten seines Kellners zu entschuldigen, hat er mir lediglich Vorwürfe gemacht, dass ich so etwas weitererzähle."

Putzgruber bestätigt, dass er mit der Frau ein Gespräch in seiner Pizzeria geführt habe, aber das sei ergebnislos verlaufen. "Wegen so was ginge ich jedenfalls nicht in die Öffentlichkeit", sagt Putzgruber. Anfangs habe er sogar überlegt, ob er rechtliche Schritte wegen Geschäftsschädigung einleiten soll. "Aber dadurch würde die Sache nur unnötig aufgebauscht."