Chronik/Niederösterreich

50.000 Euro für einen Comic-Fanartikelshop, den es nie gab

Die Idee wurde auf einer Comic-Messe in Oberösterreich geboren. Dort hatte der Angeklagte aus dem Bezirk Wiener Neustadt zwei gleichgesinnte Brüder kennengelernt. Man teilte die Faszination für Superhelden und Comicfiguren – und wollte damit das große Geld machen. Einen Online-Shop für Fanartikel, ganz nach dem Vorbild der zahlreichen Verkaufsstände am Messegelände, schlug der 34-Jährige vor.

Das unternehmerische Talent bringe er mit, versicherte der Mann seinen potenziellen Geschäftspartnern. Was fehle, sei lediglich das Startkapital, das daher idealerweise die beiden Brüder beisteuern sollten. Diese ließen sich überzeugen. Zunächst 15.000 Euro übergab einer der beiden dem Wiener Neustädter in bar. Dann nahm er zusätzlich einen Kredit über 35.000 Euro auf und händigte auch diese Summe in bar aus.

Mutter alarmierte Polizei

Damit sei das Engagement des 34-Jährigen dann aber weitgehend zum Erliegen gekommen, beklagt der junge Mann nun. Als seine Mutter von den Transaktionen erfuhr, schaltete sie die Polizei ein. „Es war alles zwischen uns vereinbart, wenn sie nicht so einen Wirbel gemacht hätte, würde ich heute nicht hier sitzen“, echauffierte sich der Angeklagte am Dienstag am Landesgericht Wiener Neustadt. „Was heißt hier Wirbel? Der Geschädigte hat ihnen 50.000 Euro übergeben, die er jetzt zurückzahlen muss, aber aus dem versprochenen Geschäft ist nichts geworden“, wies ihn die Richterin zurecht.

Vier Vorstrafen

Wegen schweren Betrugs musste sich der Wiener Neustädter verantworten – nicht zum ersten Mal, er ist vierfach vorbestraft, saß auch schon eine mehrmonatige Haftstrafe ab. „Er hat uns etwas von sechsstelligen Summen erzählt, die wir verdienen können“, erinnerte sich einer der nunmehr Geschädigten. Passiert sei jedoch nichts. „Wo ist das Geld?“, wollte die Richterin vom Angeklagten wissen. „Das kann ich Ihnen nicht sagen“, lautete die überraschende Antwort.

Die Geschäftsidee sei „zerbröselt“, fiel ihm dann doch noch ein. Corona und seine Verurteilung seien unter anderem daran schuld. Die 50.000 Euro habe man mittlerweile in ein Darlehen umgewandelt, für das er anfangs 500 Euro monatlich zurückbezahlt habe, mittlerweile sind es aus finanziellen Gründen nur noch 50 Euro. Betrugsabsicht sei jedoch nie gegeben gewesen, beteuerte der Mann. Er wolle auch alle seine Schulden schnellstmöglich begleichen.

Weil zwei Zeugen nicht zum Prozess erschienen waren, musste dieser vertagt werden.