Nach „Wut-Posting“ kommt Notfallmaßnahme für Rübenbauern
Die EU-Entscheidung vergangene Woche, dass keine neonicotinoiden Wirkstoffe mehr im Freiland verwendet werden dürfen, veranlasste die Zuckerrübenbauern Karl Anton Schrattenholzer und Hermann Dam am Mittwoch zu einem wütenden Posting auf Facebook. „Nach dem Verbot und dem epidemieartigen Auftreten des Derbrüsselkäfers stehen die Rübenbauern, ohne Ausgleich durch Sofortmaßnahmen, vor einer großen Katastrophe“, heißt es unter anderem darin.
„Es wird unterstellt, dass diese Mittel zu einem großen Anteil für das Bienensterben verantwortlich sind. Wenn aber Schädlinge mit Insektiziden auf der jungen Pflanze bekämpft werden, kommen eine Vielzahl von Nützlingen mit den chemischen Mitteln in Berührung“, sagt Dam. „Wir sind persönlich sehr enttäuscht von der politischen Interessensvertretung der Bauern“, heißt es weiter in dem Post.
Rasche Reaktion
Hinter den Polit-Kulissen löste dieses „Wut-Posting“ hektische Telefonate aus. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell: Am Freitag verkündeten Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger und Landesvize Stephan Pernkopf, dass nun eine Notfallmaßnahme für die Rübenbauern gestartet werde. „Viele Landwirte wollen aus pflanzenbaulichen, betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Gründen Mais nachbauen. Dies war rechtlich oft nicht möglich. Die Rübenbauern können jetzt mehr als 75 Prozent Mais anbauen bzw. zusätzliche Blühflächen anlegen. Damit haben sie praktikable Alternativen“, berichtet Köstinger. Allerdings gilt diese Ausnahme nur für betroffene Regionen. Gebiete also im Tullnerfeld und dem Marchfeld, wo schon enorme Schäden durch den Rüsselkäfer gemeldet worden sind. Laut Pernkopf seien bereits 10.000 Hektar Rüben-Anbaufläche durch das Insekt massiv in Mitleidenschaft gezogen worden.