Chronik

Mordverdächtiger war schon in Schubhaft

Jener Nigerianer (25), der in der Nacht auf Donnerstag in einer Asylunterkunft in Maria Enzersdorf (NÖ) einen anderen Bewohner (26) mit einem Stahlmeißel getötet haben soll, ist kein unbeschriebenes Blatt.

Laut KURIER-Informationen fasste der Beschuldigte fünf Mal eine Anzeige wegen Suchtgifthandels aus. Zwei Mal musste er sich deshalb vor Gericht verantworten, fasste beide Male eine bedingte Haftstrafe aus. 2016 wurde der Nigerianer zu vier Monaten verurteilt. Im Februar musste sich A. erneut vor Gericht verantworten und bekam eine fünfmonatige Haftstrafe auferlegt, erneut bedingt. Am 19. April wurde das Urteil für rechtskräftig erklärt.

Streit mit Bewohnern

Zwölf Tag später, am 1. Mai, kam es dann zu einer Auseinandersetzung mit zwei anderen Asylwerbern. Terry A. wurde rabiat, schlug die beiden Männer aus Afghanistan nieder und verletzte sie. Die Polizei verhängte daraufhin ein Betretungsverbot. Doch der Beschuldigte hielt sich nicht an dieses und dürfte sich in der Nacht auf Donnerstag wieder in die Unterkunft geschlichen haben, bewaffnet mit einem Meißel.

Im Zimmer des Opfers, Mohammad D., soll der 25-Jährige dann den 26-Jährigen getötet haben. Betreuer hatten in der Nacht auf Donnerstag die Leiche des 26-Jährigen, der aus Bangladesch stammt, entdeckt. Sie wies starke und offensichtliche Verletzungen am Hals auf. Laut den Ermittlern war die genaue Todesursache Ersticken. Der Tatzeitpunkt wird zwischen 22 und 23.30 Uhr vermutet. Während die Beamten in Niederösterreich in dem Mordfall ermittelten, meldete sich am Donnerstag gegen 16.30 Uhr dann zufällig ein Zeuge.

Der Grund: Ein Mann würde in einem Freizeitgelände in Maria Enzersdorf auf Bäume einstechen. „Beim Eintreffen mehrerer Streifen wurde der 25-jährige nigerianische Asylwerber auf einer Bank sitzend angetroffen. Dabei hatte er einen Meißel zwischen den Beinen liegen“, sagt Pressesprecher Johann Baumschlager.

Spielende Kinder berichteten den Beamten dann, dass sie auch von dem Mann bedroht wurden und dieser den Meißel nach ihnen geworfen hätte. Laut Exekutive wurde dabei niemand verletzt. Bei der Durchsuchung wurde Terry A. jedoch rabiat, schlug auf die Beamten ein und versetzte einem Polizisten einen Kopfstoß.

Der 25-Jährige befindet sich derzeit in der Justizanstalt Wiener Neustadt in Untersuchungshaft. Auf dem Schuh des Verdächtigen fanden die Ermittler eine Blutspur, die per DNA-Abgleich zur Leiche passte.

Parallelen zu Jafar S.

Der Fall erinnert an jenen des Jafar S., der im März in Wien drei Menschen auf offener Straße niedergestochen hatte. Denn insgesamt zwei Mal wurde A. in Schubhaft genommen, aber nie abgeschoben. 2016 wurde er nach mehr als einem Monat auf Grund einer Beschwerde wieder freigelassen. Vergangenes Jahr war Terry A. im April wieder auf freien Fuß gesetzt geworden.

Der 25-Jährige war im Zuge der Flüchtlingswelle über Italien nach Österreich gekommen und lebte in einer privaten Unterkunft, seit Anfang des Jahres aber in St. Gabriel, wo psychisch und körperliche beeinträchtigte Asylwerber untergebracht werden. Der 25-Jährige, der ebenfalls unter einer psychischen Krankheit leidet, hatte in Österreich einen Asylantrag gestellt. Dieser wurde laut KURIER-Informationen jedoch abgewiesen, das Verfahren war zum Tatzeitpunkt noch im Laufen.