Chronik

Girls' Day: Der Vizekanzler und die Fragen des Universums

„Was passiert, wenn wir einmal alle Fragen des Universums beantwortet haben?“ – „Das wird niemals passieren, aber wenn, dann wäre es fad“, sagt Physikerin Fabiola Gianotti zu einer Schülerin.

Gianotti, die Frau, die es im Kernforschungsinstitut CERN erstmals geschafft hat, Protonen zu spalten, schaffte es beim Girls’ Day am Donnerstag im Naturhistorischen Museum auch, einen Saal voller halbwüchsiger Mädchen für Teilchenphysik zu interessieren.

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"Was ist das Higgs-Teilchen?", fragte eine Schülerin. Das Higgs-Teilchen wurde 2012 von CERN entdeckt. "Ist der von CERN entwickelte Teilchenbeschleuniger schlecht für die Umwelt?", fragte eine andere. "Die Medien haben damals berichtet, dass die Welt untergeht, wenn wir das Gerät einschalten. Neun Jahre später sind wir aber noch hier", erklärte Gianotti dazu.
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Die 14-jährige Franziska ging gleich in die Vollen und erkundigte sich bei der CERN-Chefin nach einem Job. Ihr Lieblingsfach ist Mathe, ihr Vorbild ihr Mathelehrer. "Ich würde gerne in die Forschung gehen und danach Lehrerin werden, um mein Wissen anderen beizubringen", sagte die junge Wienerin zu ihren Job-Vorstellungen.

Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, als Minister zuständig für Wissenschaft und Vater von zwei Töchtern, war „hingerissen“ ob der klugen Fragen aus dem jungen Publikum. Als eine an ihn gerichtet wurde, musste er lachen. „Haben Sie es jemals bereut, Vizekanzler geworden zu sein?“, wollte ein Mädchen wissen, das offenbar den Koalitionsalltag kennt. „Da könnte ich jetzt lange reden“, sagt Mitterlehner, „aber ja, es is’, wie’s is’. Ich mache den Job gerne.“ Nach dem Girls’ Day sollten sie ein naturwissenschaftliches Studium in Erwägung ziehen, riet er den Mädchen.

Gegen Hass im Netz

Mädchen haben Burschen bei der Matura längst überholt – 2015 lag der Anteil bei 56 Prozent. In den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) an den Unis sind aber nur 34 Prozent Frauen.

Um die Männerdomäne Informatik aufzubrechen, lud das Wiener IBM-Zentrum heuer schon zum 17. Mal die Töchter ihrer Mitarbeiter und deren Freundinnen ein. Diesmal produzierten die 11- bis 16-Jährigen Animationsvideos zum Thema Hass im Netz.

Im Video von Theresa und Elena (beide 11) geht es um die Freundinnen Jenny und Julia. Jenny hatte einen Freund - ein Afrikaner. Julia gefiel das gar nicht, also postete sie auf Twitter: "Sch*** Afrikaner." Die Freundinnen sprachen sich daraufhin aus, versöhnten sich. Ende gut, alles gut.

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Ob sie denn schon ähnliche Erfahrungen gemacht haben? "So nicht", sagt Theresa lachend. "Aber ich bin schon beschimpft worden, dass ich dumm bin." Ihr Lösungsansatz: "Ich nehme das nicht ernst. Wer das sagt, ist selber dumm. Außerdem habe ich auch nette Freundinnen."
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Zu Gast bei der Präsentation war Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ), die im Vorjahr zum Thema Hass im Netz eine Initiative gestartet hatte. Ihr Schlachtruf gegen Gemeinheiten im Internet: "Das brauchen wir uns nicht gefallen lassen."

In der ursprünglichen Version dieses Berichts fand sich ein Zitat des Vizekanzlers, das leider missverständlich, da verknappt dargestellt war. Darin hieß es: An die Mädchen appellierte er, sich "nicht über politische Fragen den Kopf zu zerbrechen". Lieber sollten sie nach dem Girls' Day ein naturwissenschaftliches Studium in Erwägung ziehen. Diese Passage war in dem Kontext der Frage einer Schülerin zu verstehen, ob Mitterlehner es bereue, Vizekanzler geworden zu sein, was er verneinte. Darüber sollten sich die Mädchen "nicht den Kopf zerbrechen". Danach gab es keine politischen Fragen mehr, die Mädchen interessierten sich in erster Linie für den Vortrag der CERN-Chefin.