Karl Hohenlohe: Der Prinz als Opernballmoderator
Von Georg Markus
Wäre die Geschichte ein wenig anders verlaufen, würde man ihn am kommenden Donnerstag an der Feststiege des Opernballs als „Seine Durchlaucht, Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst“ begrüßen, so aber sitzt der „Kari“ neben Christoph Wagner-Trenkwitz in einem engen, viel zu heißen Kammerl, um dem Fernsehpublikum in der ihm eigenen hintergründig-ironischen Art Schmankerln von Richard Lugner und anderen Bürgerlichen darzubieten.
Doch das macht ihm gar nichts, im Gegenteil, Karl Hohenlohe ist mit seinem Lebens- und Berufsweg rundum zufrieden. Obwohl er doch eigentlich einer der ältesten und einflussreichsten Dynastien des europäischen Hochadels entstammt.
Von Habsburg bis Napoleon
Die Hohenlohes sind ein 900 Jahre altes, ursprünglich fränkisches Geschlecht, das Ministerpräsidenten, Feldherren, Großgrundbesitzer und Kardinäle hervorbrachte und auch in der österreichischen Geschichte eine herausragende Rolle spielte. Es gibt keine Adelsfamilie von Rang, mit der die Hohenlohes – und damit „unser Kari“ – nicht verwandt oder verschwägert wären. Das beginnt bei den Habsburgern und Hohenzollern, geht über die Metternichs, Schönborns, Schwarzenbergs und reicht bis zu den Windsors, den Fürsten von Monaco, und sogar Napoleon spielt in der Familiengeschichte mit.
Beim zweifellos blaublütigsten aller ORF- und KURIER-Berichterstatter muss man nur antippen und schon sprudelt die historisch bedeutsame Verwandtschaft hervor:
- Die Nr. 1 beim Kaiser
„Karis“ Ur-Ur-Großvater Fürst Konstantin Hohenlohe-Schillingsfürst (1828–1896) war fast 30 Jahre lang Obersthofmeister Kaiser Franz Josephs und damit sein wichtigster Beamter und einer der mächtigsten Männer der Monarchie. Konstantin war für den Bau der Ringstraße verantwortlich, ihm sind Oper, Burgtheater, die Museen und die Neue Hofburg in ihrer heutigen Form zu danken, er hat die Weltausstellung gemanagt und die zerrütteten Finanzen des Kaisers in Ordnung gebracht. Dem Kaiser war Hohenlohe so wichtig, dass er ihm das Augartenpalais als Wohnsitz zur Verfügung stellte.
- Ministerpräsident
Konstantins Sohn („Karis“ Urgroßvater) war Prinz Konrad Hohenlohe (1863–1918), der sowohl K.-u.-K.-Ministerpräsident, als auch Innen- und Finanzminister war – aber alles immer nur ein bis zwei Monate lang. Der als „roter Prinz“ bezeichnete arbeiterfreundliche Aristokrat scheiterte u. a. an einer missglückten Wahlrechtsreform.
- Reichskanzler
Konstantins Bruder Prinz Chlodwig Hohenlohe (1819– 1901) wurde von Kaiser Wilhelm II., mit dem er mütterlicherseits verwandt war und der ihn „Onkel Chlodwig“ rief, zum deutschen Reichskanzler ernannt. Sein Sohn Alexander Hohenlohe löste einen Skandal aus, weil er sich während des Ersten Weltkriegs als Pazifist bezeichnete.
- Napoleon
„Karis“ vierfacher Urgroßvater war niemand Geringerer als Napoleon Bonaparte. „Er hat meine Ur-Ur-Ur-Großmutter Stéphanie de Beauharnais adoptiert und sie mit dem Großherzog von Baden verheiratet“, plaudert Karl aus der Schule. Klar, dass auch mit Napoleons zweiter Frau Marie Louise – der Tochter des österreichischen Kaisers Franz I. – familiäre Bande bestehen: Die Schwester von „Karis“ Großvater heiratete den Bruder von Kaiser Karl I.
- Franz Liszt
Bei den Hohenlohes gibt’s aber auch bürgerliche Beziehungen von Weltformat: „Meine Ur-Ur-Ur-Großmutter Carolyne Sayn-Wittgenstein (1819–1887) hat ihren Mann verlassen und ist mit Franz Liszt durchgebrannt, mit dem sie dann 20 Jahre zusammen lebte. Als man die bereits fixierte Hochzeit platzen ließ, entschloss sich der Komponist Abbé zu werden und ein teils mönchisches Leben zu führen.“
- Alfonso
Prinz Alfonso Hohenlohe (1924–2003) war mit „Karis“ Cousine Ira Fürstenberg verheiratet und schrieb als Gründer des weltberühmten Marbella-Clubs Geschichte.
- Hubertus
Dessen Sohn Hubertus Hohenlohe (*1959) wurde als Sänger und Skirennläufer berühmt.
- König Charles
Im April 2022 erlebte „Kari“ einen beruflichen Höhepunkt, als er gemeinsam mit seiner Frau Martina vom damaligen Prinzen und heutigen britischen König Charles III empfangen wurde, um ihn als Herausgeber des Restaurantführers Gault & Millau mit dem Titel „Gourmet des Jahres“ auszuzeichnen. Auch Karl und Charles haben eine Verbindung: „Die Schwester von Prinz Philip war mit einem Hohenlohe verheiratet“, weiß „Kari“, der sicher ist, dass es ohne diesen Konnex nicht zur Jause auf Charles’ Landsitz Highgrove House gekommen wäre. „Er hat gewusst, dass ich ein Hohenlohe bin, aber aus welchem Zweig genau, das wusste er eher nicht.“
„Ein normales Leben“
Der „Kari“ hingegen weiß es ganz genau. „Ich interessiere mich sehr für Geschichte, und es gibt in jeder Epoche irgendeinen Hohenlohe,
der irgendeine Rolle gespielt hat. Darauf bin ich stolz, auch weil ich glaube, dass meine Vorfahren bis auf ein paar schwarze Schafe recht anständige Leute waren. Aber heute kann man nicht mehr von der Vergangenheit leben oder sich darauf verlassen wie man heißt, da muss man sich schon selber beweisen.“
Karl Hohenlohe meint, „dass der Adel in Österreich keine wesentliche Rolle mehr spielt“. Er ist hochzufrieden und würde „vermutlich auch in einer Monarchie ein ganz normales Leben führen“.