Chronik/Burgenland

Zwischen Zuversicht und Sorge

Die Erfahrung in Russland verleiht Josef Unger Zuversicht: Österreichs führendes Stahlbauunternehmen mit Hauptsitz in Oberwart und mehr als 20-jähriger Präsenz im Riesenreich im Osten sei „überhaupt nicht“ von den Wirtschaftssanktionen rund um den Russland-Ukraine-Konflikt betroffen, sagt der Firmengründer zum KURIER. Ungers Devise: „Ruhe bewahren“, in ein oder zwei Jahren sei die Krise vorbei.

Ähnlich der Tenor eines Gesprächs, das SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl am Donnerstag mit drei Unternehmern geführt hat. Bernhard Wagner, dessen Firma Zoerkler Antriebstechnik für Hubschrauber, Flugzeuge und Hochgeschwindigkeitszüge produziert, hofft ebenso wie seine Kollegen Reinhold Schärf von der Schärf Coffeeshop Company und Wein-Lagerlogistiker Andreas Leithner auf eine rasche diplomatische Lösung der Krise. Und alle drei ließen auch erkennen, dass sie sich eine stärkere Unabhängigkeit Europas von den USA erhoffen, nicht zuletzt weil Russland ein „Hoffnungsmarkt“ bleibe.

Entspannt zurücklehnen kann sich aber keiner, denn „man warte jede Woche ab, wie sich die Lage entwickelt“, brachte Schärf die Sorge auf den Punkt. „Ein technologisches Totalembargo wäre sicher problematisch“, ergänzte Wagner.

Hintergrund sind die seit 1. August geltenden EU-Sanktionen gegen Russland, die neben einem Verbot von Ein- und Ausfuhren militärischer Güter auch Dual-Use-Güter (zivile Produkte, die auch für militärische Zwecke verwendet werden könnten, Anm.) unter besondere Beobachtung stellen. Leithner, fast schon sarkastisch: „Aus Wein kann man keine Waffen machen“.

Insgesamt haben rund hundert burgenländische Unternehmen Geschäftsbeziehungen mit russischen Partnern, rund die Hälfte mit Lieferungen nach Russland, weiß Peter Wrann von der Außenwirtschaftsabteilung der Wirtschaftskammer.

Präsident Peter Nemeth fordert einen Krisenplan, weil sich Rückmeldungen von Firmen über hohe Auftragsausfälle mehrten. Für ÖVP-Vizelandeshauptmann Franz Steindl sind „Risikokapital für heimische Unternehmen“ oder auch Landeshaftungen denkbar.