„Würden uns freuen, wenn ÖVP wieder in der Landesregierung wäre“
Von Thomas Orovits
„Der eingewechselte Ulf Schneller brachte frischen Wind und sorgte für den Umschwung“. So stand es im Mai 1992 auf den Sportseiten einer burgenländischen Wochenzeitung zu lesen. Der SV Sigleß hatte in der Regionalliga Ost Casino Baden mit 3:2 besiegt – nicht zuletzt dank Schnellers Einsatz.
Die Fußballschuhe hat der 49-jährige Eisenstädter schon vor 18 Jahren an den Nagel gehängt, aber auf den Zug zum Tor wird Schneller auch in seiner neuen Funktion nicht verzichten. Am 1. Oktober übernimmt er die Funktion des Wirtschaftsbund-Direktors von Walter Laciny, der sich nach 14 Jahren an der Spitze des ÖVP-Arbeitgeberflügels in die Pension verabschiedet. Der Wirtschaftsbund (WB) ist in der Wirtschaftskammer das, was in der Arbeiterkammer die Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter ist – immer auf der Siegerstraße. Schneller muss also nicht für den Umschwung sorgen, sondern für die Fortsetzung des Aufstiegs. Denn bei der Kammerwahl 2015 konnte der WB unter Obmann Peter Nemeth seine Mehrheit weiter ausbauen und kam auf 71,3 Prozent der Stimmen; weit abgeschlagen der rote Wirtschaftsverband mit 17,6, die Grüne Wirtschaft (5,1) und der Ring Freiheitlicher Wirtschaftstreibender mit 5,9.
Ob der 63-jährige Nemeth, der seit 2005 Wirtschaftskammer-Präsident ist, bei der kommenden Wahl im Frühjahr 2020 noch einmal antritt? Das werde der 12-köpfige WB-Vorstand zu gegebener Zeit entscheiden, sieht Schneller keinen Grund zur Eile.
Koalitionspoker
2020 ist auch regulärer Termin für die nächste Landtagswahl. Was soll danach kommen? Man pflege ein gutes Verhältnis zur rot-blauen Landesregierung, reagiert Schneller unaufgeregt. Aber präferiert der Wirtschaftsbund-Direktor nach dem Modell des Bundes auch im Burgenland Türkis-Blau? „Wir würden uns freuen, wenn die ÖVP wieder in der Landesregierung vertreten wäre“, so Schneller. Aber: Der Wirtschaftsbund beurteile Regierungen danach, ob sie „den Wirtschaftsstandort Burgenland weiterentwickeln“.
Die mehr als 15.500 Mitglieder würden sich Infrastrukturausbau (Verkehr und Breitband) wünschen, aber auch Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und die überbordende Bürokratie. Da wären sie wieder gefragt, weiß Schneller – der frische Wind und der Umschwung.