Chronik/Burgenland

Winzerfalke statt Starfighter

Das Arsenal im Kampf gegen Stare im Weingarten ist um eine innovative "Waffe" reicher. Der "Winzerfalke" ist eine vom burgenländischen Unternehmen "skyability" entwickelte Drohne im Raubvogel-Outfit mit einer Spannweite von zwei Metern und einem Soundmodul zur zusätzlichen Abschreckung. Er hat den Praxistest über den Ruster Weingärten bestanden. Von August bis Oktober 2016 war die drei Kilo schwere Drohne insgesamt 272,5 Stunden in der Luft und hat rund 200 Hektar Weingärten geschützt, was der Hälfte des Ruster Weinbaugebiets entspricht.

"Der Vogelfraß" sei im Testgebiet "praktisch gegen null" gegangen, resümierte der Ruster Weinbauvereins-Obmann Manfred Widder am Montag. "Es ist sehr gut gelungen, die Stare fernzuhalten", bewertete "skyability"-Geschäftsführer Philipp Knopf den Einsatz der Drohne, die vom Boden aus gesteuert und von der Austro Control luftfahrtrechtlich bewilligt werden muss.

Alternative

Dass der Winzerfalke überhaupt abheben konnte, hat nicht zuletzt mit einem tragischen Absturz zu tun: Im August 2015 war ein 75-jähriger Pilot aus Illmitz beim Crash eines "Starfighters" tödlich verunglückt – das bis dato letzte Unglück mit einem Kleinflugzeug. Im Sommer 2016 hat der Landtag daraufhin das Pflanzenschutzgesetz novelliert und neben Starfightern, Schüssen durch Weingartenhüter sowie dem Einsatz von Greifvögeln auch Drohnen erlaubt.

Anschließend wurde der Winzerfalke in Rust in den Testbetrieb geschickt und mit wissenschaftlichen Studien begleitet. So konnte Christian Schulze vom Departement Botanik und Biodiversitätsforschung an der Uni Wien "keine relevante Störung der Wasservögel" feststellen. Die Kosten für den Test betrugen rund 63.600 Euro, 50.000 Euro davon übernahmen das Land, Rust und der örtliche Weinbauverein, erläuterten die Landesrätinnen Verena Dunst und Astrid Eisenkopf (beide SPÖ), sowie Bürgermeister Gerold Stagl und Weinbauchef Widder.

Die betriebswirtschaftliche Seite des Drohneneinsatzes hat Marcus Wieschhoff von der Fachhochschule Burgenland beleuchtet. Die Kosten für den dauerhaften Einsatz beziffert er bei einer Fläche von 400 Hektar und 60 Tagen mit rund 44.000 Euro. Skyability hofft nun auf Aufträge aus dem Burgenland und darüber hinaus. In Neuseeland und Australien etwa gäbe es zusammenhängende Weingärten von bis zu 1000 Hektar, weiß Wieschhoff.