Weinbau: „Nur Uhudler allein ist Blödsinn“
Von Michael Pekovics
In Niederösterreich gibt es mehr Weingartenflächen als im Burgenland, der Steiermark und Wien zusammen. Im internationalen Vergleich nehmen sich die 29.119 Hektar dennoch bescheiden aus. Der weltgrößte Weingartenbesitzer, die chilenische Concha-y-Toro-Gruppe, bewirtschaftet 10.750 Hektar. Das entspricht in etwa jener Fläche, die den nordburgenländischen Winzern am Neusiedler See (7419 Hektar) und am Leithaberg (3022 Hektar) zur Verfügung steht. Nicht weit dahinter das Mittel- und Südburgenland mit 2366 beziehungsweise 491 Hektar.
Nach einem Einbruch der Anbauflächen im Jahr 2015 in Niederösterreich und dem Burgenland und 2014 in der Steiermark (siehe Grafik) hat sich die Lage in den Weingärten wieder stabilisiert. „Eine dramatische Verschiebung ist nicht festzustellen“, sagt Andreas Liegenfeld, Präsident des burgenländischen Weinbauverbandes. Ein genauer Blick auf die Entwicklung in den Regionen lässt dennoch einen Trend erkennen: Am Neusiedler See und Leithaberg nehmen die Flächen seit 2015 wieder zu, das Wachstum im Mittel- und Südburgenland ist aber signifikant stärker.
Der Grund dafür hat einen Namen: Uhudler. Seit der Diskussion um ein Verbot hat dieser quasi Kultstatus erreicht. Diese Steigerung der Bekanntheit machen sich die südburgenländischen Weinbauern zunutze. „Wenn ausgepflanzt wird, was vermarktbar ist, ist das positiv“, sagt Liegenfeld. Auch Agrarlandesrätin Verena Dunst freut sich über den „Boom“, vergisst aber auch nicht, die „ausgezeichnete Entwicklung des Eisenberg“ zu erwähnen.
Uhudler alleine ist für den Winzer Martin Weinek nicht das Allheilmittel. „Nur Uhudler anzubauen, ist Blödsinn. Wir achten darauf, ein breites Sortiment in unseren Kellern zu haben“, sagt der Weinbauer aus Hagensdorf, der die kleinen Strukturen im Süden als größten Vorteil sieht: „Alles ist überschaubar, wir können viel mit der Hand machen – diese Kleinheit und Feinheit macht uns aus.“
Ab-Hof-Verkauf
Das sieht auch Weinbaupräsident Liegenfeld so. Denn während im Norden viele Winzer über niedrige Traubenpreise jammern, ist das im Süden kein Thema. „Weil es quasi keinen Traubenmarkt gibt und viel im Direkt- oder Ab-Hof-Verkauf passiert.“ Deshalb empfehle er nordburgenländischen Winzern auch, sich einer Genossenschaft anzuschließen. „Dann kann man die Weine lagern und dann auf den Markt bringen, wenn die Lage gut ist“, sagt Liegenfeld. Stabil sei das Verhältnis Rot- zu Weißwein. „Da hat es in den vergangenen Jahren kaum Verschiebungen gegeben. Weiß hat die Nase noch immer knapp vor rot“, sagt Liegenfeld.
Grundsätzlich erwartet sich Liegenfeld in den kommenden Jahren wieder einen Anstieg der Flächen in den Weingärten. Grund dafür ist eine Förderung, genannt „Weinmarktordnung“ die ab 2019 wieder ausbezahlt wird. „Deshalb wird die Bereitschaft der Winzer auch wieder steigen“, erwartet sich Liegenfeld. Das zeigt sich auch in der Nachfrage von Setzlingen, die Rebschulen verzeichnen derzeit verstärkte Nachfrage.