Chronik/Burgenland

„Was Mozart für Salzburg, soll Haydn fürs Burgenland werden“

Landesgeschäftsführer der ÖVP, Nationalrat, Landeshauptmannstellvertreter und seit Sommer 2015 Mandatar im Landtag: Seit fast drei Jahrzehnten ist der Purbacher Franz Steindl Berufspolitiker. Jetzt, wo die politische Karriere des 59-Jährigen ausklingt, hat der leidenschaftliche Trompeter seine Berufung gefunden. Seit 1. Februar ist der Volkswirt, der außerdem an der Wiener Hochschule für Musik und Darstellende Kunst studiert hat, für Marketing und strategische Weiterentwicklung des landeseigenen Joseph-Haydn-Konservatoriums in Eisenstadt verantwortlich. Bis zu seinem endgültigen Ausscheiden aus der Politik nach der Landtagswahl Anfang 2020 ist Steindl zu 75 Prozent (30 Stunden) angestellt, danach Vollzeit. Aber schon jetzt sei er „mit 150 Prozent“ bei der Sache, sagt Steindl mit Blick auf die Vielfalt der Aufgaben.

Haydn und Liszt

Die erste steht schon am 31. Mai an, dem 210. Todestag Joseph Haydns. Ausgehend von Haydns berühmtem Satz „meine Sprache versteht man durch die ganze Welt“ soll an diesem Gedenktag die „ganze Welt nach Eisenstadt geholt werden“; etwa durch Live-Beiträge per Online-Streaming aus Italien, Spanien und England. Das Spektakel soll aber nur ein erster Schritt zu einer „Haydnstrategie 2025“ sein, die im Auftrag von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil erarbeitet und voraussichtlich im Herbst präsentiert wird.

Die ehrgeizige Vorgabe: Was Mozart längst für Salzburg ist, soll Haydn bald fürs Burgenland werden. Oder vielleicht auch Haydn und Liszt, denn aus der Tatsache, dass dieser schmale Landstrich zwei Komponisten von Weltrang hervorgebracht habe, sei bisher viel zu wenig gemacht worden, glaubt Steindl.

Noch ist man in der Phase der Ideen-Sammlung. Neben Experten, Marketing-Fachleuten und Touristikern konnte auch die Bevölkerung unter dem Motto „Bist du Haydn?“ Beiträge liefern. Die Vorschläge reichten von einem Haydn-Youtube-Channel bis zu einer touristischen „Erlebniswelt rund um Haydn“. Was davon umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Haydn soll aber gleichsam kulturelle Dachmarke des Burgenlandes werden.

Das große musikalische Erbe soll nach den Plänen von Haydn-Konservatoriums-Direktor Tibor Nemeth und Steindl auch bei einem weiteren Vorhaben als Türöffner wirken; der Aufwertung des Konservatoriums zur Privat-Universität. Dann könnten Studenten in Eisenstadt auch den akademischen Grad eines Bachelor und Master erwerben. Derzeit ist das nur aufgrund einer Kooperation mit der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien möglich.

Der Akkreditierungsprozess dauert zumindest zwei Jahre, aber „es wäre doch schön“, so Marketing-Mann Steindl, wenn das Burgenland zum 100-Jahr-Jubiläum 2021 eine eigene Uni eröffnen könnte. Dafür will der frühere Landeshauptmann-Stellvertreter auch seine Kontakte zur Künstlerszene nutzen, die er sich in seinen eineinhalb Jahrzehnten in der Landesregierung aufgebaut hat.

Neustart nach Politik

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„Es hätte mir nichts Besseres passieren können“, schwärmt Steindl im KURIER-Gespräch von seiner neuen Aufgabe. Seitdem er ein Büro im Konservatorium bezogen habe, höre er „jeden Tag Musik“ – dissonante Klänge wie in der Politik bleiben ihm da erspart. Stattdessen könne er nun das kreative Potenzial des Konservatoriums mit seinen rund 300 Studenten aus 26 Nationen und 40 Lehrenden einer breiteren Öffentlichkeit bekannt machen. „Es ist ein Wahnsinn, was die Leute alles auf die Beine stellen“, das habe sich viel mehr Resonanz verdient, schlüpft Steindl nun in eine ganz neue Rolle: Er steht nicht mehr selbst im Scheinwerferlicht, sondern richtet den Scheinwerfer auf die Leistungen der Haydn-Kons-Familie. „Das ist ein kompletter Neubeginn“ nähert sich Steindl jetzt auch einem früheren Berufswunsch an: „Ich wollte immer Musik-Professor werden“.