Chronik/Burgenland

Von Unterrabnitz ins Silicon Valley

Apple, Google & Co sind schon lange im Silicon Valley, bald könnte sich auch ein Unternehmen aus dem Burgenland im kalifornischen IT-Mekka ansiedeln: Roofnode heißt die vom 30-jährigen Mittelburgenländer Franz Böhm gegründete Firma, die Haushalte mit schnellem Internet versorgen will.

"Warum ist das Internet bei uns so viel langsamer als in Wien", fragte sich Böhm im 650-Einwohner-Dorf Unterrabnitz schon vor Jahren. Der HTL-Abbrecher, der mit 29 die Matura nachgeholt hat, ahnte, dass sich daran "von alleine nichts ändern wird" und entwickelte in seiner Gemeinde selbst eine brauchbare Alternative.

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Statt immer mehr Funkmasten für größere Reichweite und Kapazität aufzustellen, setzt Böhm auf viele kleine Knotenpunkte, ein "vermaschtes Netz" (von englisch mesh = Masche).

Die Funktionsweise: Eine mit dem weltweiten Glasfasernetz verbundene Funkstation, die sich auf dem Gemeindeamt oder dem örtlichen Feuerwehrhaus befindet, ist mit einigen Haushalten verbunden. Diese Empfänger werden selbst wieder zu Sendern und versorgen andere Haushalte in ihrer Umgebung und so fort. Die dezentralen Knotenpunkte werden auf den Dächern montiert, daher der englische Firmenname Roofnode. 2009 konnte Böhm den burgenländischen Innovationspreis einheimsen.

Dass es funktionieren kann, hat Böhm mit 20 Haushalten in Unterrabnitz unter Beweis gestellt. Seither feilt der Tüftler, der sein Geld noch mit EDV-Handel und Internet-Dienstleistungen verdient, an der Entwicklung.

Im Rahmen des von Wirtschaftsministerium und Wirtschaftskammer geförderten Programms "Go Silicon Valley" war Böhm als erster Unternehmer aus dem Burgenland im Sommer 2012 für drei Monate in Kalifornien.

Go west

Im Sommer fliegt er mit einem klaren Ziel noch einmal an die US-Westküste: Bis Jahresende sollte klar sein, ob er für seine Technologie einen potenten Investor findet. Rund 500.000 US-Dollar hat er veranschlagt.

200 Testkunden möchte er gewinnen, die für die Installation der Funkstation je 200 Dollar bezahlen müssten, dazu eine monatliche Gebühr von zumindest 40 Dollar. Bis zur Abreise möchte er noch einen neuen Prototyp einer Funkstation bauen, denn es "ist immer wichtig, etwas herzeigen zu können", weiß der junge Forscher, der "mit dem Lötkolben in der Hand aufgewachsen" ist. Das Faible für die Technik hat er vom Vater, einem Radio- und Fernsehmechaniker. Franz Böhm wollte aber immer schon lieber selbstständig sein, "ich bin ein Businesstyp". Im Silicon Valley will er’s beweisen.