Chronik/Burgenland

Vom Haus zum Dorf zur Institution

Am Anfang waren nur Studenten da, die hatten kein Geld, das war ganz was anderes", schildert ein Neumarkter seine Erlebnisse von den Anfängen des Künstlerdorfes. Im Schatten einer Linde sinnieren er und seine Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, über die alten Zeiten. Des öfteren seien Künstler bei ihnen in der Küche gestanden und hätten die einen oder andere Mischung mit ihm getrunken.

Seit 1968 hat sich viel in der kleinen südburgenländischen Ortschaft getan. Künstler sind gekommen und gegangen, haben gearbeitet und gefeiert. "Wenn einen der Virus des Künstlerdorfes erwischt, kommt man aber meistens wieder", weiß Petra Schmögner, sie ist die Obfrau des Vereines und leitet seit fast vier Jahren die Geschicke in Neumarkt.

Begonnen wurde im Daxhaus, das als erstes vom Verein gekauft wurde. Feri Zotter aus Neumarkt an der Raab und Alfred Schmeller, damaliger Landeskonservator des Burgenlandes, organisierten den Kauf und wollten ein Atelierhaus für Künstler schaffen. Sie legten den Grundstein für die heutige Einrichtung.

Abgeschiedenheit

Von den Anfängen an, zog das urige Haus in der Künstler und Schriftsteller an. Peter Handke schrieb hier das Konzept für seinen Roman "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter", der Anfang der 70er Jahre von Wim Wenders im Südburgenland verfilmt wurde. Auch der Regisseur war in Neumarkt zu Gast. Ihm gleicht taten es H.C. Artmann, Peter Turrini und viele andere nationale und internationale Künstler.

Über die Jahrzehnte wuchs das Atelierhaus zum Dorf im Dorf heran. Acht Bauwerke gibt es heute und Künstler sind immer noch zu Gast. "Heute haben wir nicht mehr so viel mit den Leuten, die her kommen, zu tun", erklärt der Neumarkter, aber ab und zu tut sich immer noch was.

Mehr als 3500 Nächtigungen zählte der Verein im vergangenen Jahr. Es werden Kurse organisiert oder die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. "Wir haben Gruppen, da kommen die Teilnehmer aus 15 verschiedenen Nationen, sie treffen sich einmal im Jahr hier", sagt Schmögner. Passende Trainer findet die Kulturmanagerin über ihr Netzwerk. Auch die Ausstattung des Dorfes lässt keine Wünsche offen. "Wir haben die modernste Druckwerkstatt Österreichs." Neben der Ausstattung ist die Abgeschiedenheit ein Argument. "Wir verzichten auf drahtloses Internet und es gibt auch keinen Fernseher", sagt Schmögner. Die Künstler sollen ihrer Arbeit nachgehen, möglichst ungestört. Das gelingt seit 1968, ohne Störung.