Chronik/Burgenland

Vom Anwalt zum Priester

Stefan Jahns war ein erfolgreicher Jurist und Leiter einer eigenen Anwaltskanzlei. Bis er sich vor sieben Jahren entschlossen hat, den bisherigen Beruf gegen seine Berufung zu tauschen. Vor Kurzem wurde der aus dem mittelburgenländischen Kroatisch-Minihof stammende im Eisenstädter Martinsdom von Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics zum Priester geweiht. Im Gespräch mit dem KURIER erzählt Jahns über den Ruf, dem er gefolgt ist, seine ersten Erfahrungen als Priester und warum er den Zölibat als sinnvoll erachtet.

KURIER: Haben Sie sich schon eingewöhnt ins das Leben als Priester?

Stefan Jahns: Ein bisschen schon. Es macht mir Freude, jeden Tag die Heilige Messe zu feiern.

Ist es nicht ein völlig neuer Weg, den Sie beschreiten?

In meinem Beruf als Anwalt wie auch jetzt habe ich mit Menschen zu tun. Als Anwalt habe ich ihnen in rechtlicher Hinsicht geholfen, als Priester helfe ich ihnen, den Weg zu Gott zu finden. Der Kontakt zu den Menschen ist als Priester noch intensiver.

Wann haben Sie sich entschieden Priester zu werden?

Ich wollte eigentlich schon als Jugendlicher Anwalt werden und habe mich dann in meinem Beruf auch wohlgefühlt. Aber ich habe einen Ruf verspürt und mit der Zeit an Klarheit gewonnen. Ich habe erkannt, dass Gott mich ruft, Priester zu werden. Die endgültige Entscheidung ist genau vor sieben Jahren, am 11. Juli – zwei Tage vor meinem 36.Geburtstag – gefallen.

Wie haben ihre Familie und Kollegen auf Ihre Entscheidung reagiert?

Meine Eltern waren berührt. Meine Mutter hat gemeint, dass sie bereits Anzeichen erkannt hat. Es hat eine Zeit gedauert, bis meine Familie sich mit meinem Berufswunsch vertraut gemacht hat. Einige meiner Kollegen waren verwundert, aber die Mehrzahl hat positiv reagiert. Als ich meinen Entschluss kundgetan habe, haben mir Männer, teilweise auch verheiratete, gesagt, dass sie auch schon in Erwägung gezogen haben, Priester zu werden.

Was ist Ihnen in Ihrer neuen Funktion ein Hauptanliegen?

Ich will helfen, die Menschen zu Jesus zu führen. Das ist schwer in der heutigen Zeit, wo alles dröhnt.

Als Jurist hieß es für Sie, alle sind vor dem Gesetz gleich. In der katholischen Kirche dürfen lediglich Männer Priester werden.

Die katholische Kirche sagt, dass die Kirche nicht die Vollmacht hat, Frauen zu Priesterinnen zu weihen. Ich glaube, dass die Kirche da den Willen Jesu richtig interpretiert. Das sagt aber nicht aus, dass Frauen Menschen zweiter Klasse sind. Frauen können sehr viel bewirken in der Kirche. Sie sind die ersten Verkündiger des Glaubens, wenn sie mit ihren Kindern beten oder ihnen aus der Bibel vorlesen.

Finden Sie den Zölibat noch zeitgemäß?

Mir persönlich ist das immer stimmig vorgekommen. Wenn ein Priester eine Familie hätte, müsste er sich in erster Linie um sie kümmern. Daneben noch mehrere Pfarren zu betreuen, das halte ich für nicht machbar.

Was raten Sie jenen, die wie Sie den Wunsch verspüren, Priester zu werden?

Früher sind viele gleich nach der Matura ins Priesterseminar gekommen. Das hat sich in den vergangenen zehn, zwanzig Jahren gewandelt. Heute kommen eher ältere Männer, die mitten im Leben stehen. Als ich meine Ausbildung in Wien absolviert habe, waren da unter anderem ein promovierter Physiker und ein ehemaliger Polizist. Wenn man jung ist, hat man ein Jahr im Rahmen des Propädeutikums Gelegenheit zu schauen, ob der Priesterberuf zu einem passt. Die Älteren wissen meist ohnehin, wofür sie sich entscheiden.

Gibt es genügend Nachwuchs bei den Priestern?

Die Zahl ist in den vergangenen Jahren bzw. Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Wenn Sie daher jemanden kennen, der den Wunsch verspürt, Priester zu werden, schicken Sie ihn. Es ist noch Platz.

Stefan Jahns wurde am 13. Juli 1973 in Wien geboren. Dort besuchte er eine katholische Privatschule, danach studierte er Jus. Vor sieben Jahren begann er sein Theologiestudium und trat in das Burgenländische Priesterseminar ein. Stefan Jahns hat seine familiären Wuzeln im Mittelburgenland in der burgenlandkroatischen Gemeinde Kroatisch-Minihof, wo er auch immer die Wochenenden und Ferien verbracht hat. Die Messen in seiner Heimatgemeinde hält der Geistliche auf Kroatisch.