Chronik/Burgenland

Türkis mobilisiert dank Kurz besser als die SPÖ

Christian Sagartz und sein Wahlkampfmanager Patrik Fazekas haben ihren Job vorzüglich erledigt. Der ÖVP-Klubchef sammelte bei der EU-Wahl am Sonntag 16.493 Vorzugsstimmen ein. Die Blaupause dafür hatte Fazekas mit seinem damals noch ganz unkonventionellen Persönlichkeitswahlkampf vor fünf Jahren geliefert. Jetzt müssen beide warten – vielleicht sogar Monate – ob sich die Mühe auch gelohnt hat.

Weil ÖVP-Chef Sebastian Kurz die Losung ausgegeben hat, nur die absolute Zahl der Vorzugsstimmen entscheide über den Einzug ins Europaparlament, muss der aus dem bevölkerungsärmsten Bundesland kommende Sagartz auf „Aussteiger“ aus der ÖVP-Riege hoffen. Wenn Othmar Karas oder Karoline Edtstadler in die EU-Kommission aufsteigen oder Edtstadler der nächsten Bundesregierung angehört, ist der voraussichtlich auf Platz acht der Vorzugsstimmen-Liste stehende Sagartz der erste Nachrücker im türkisen EU-Klub.

Nachrücken könnte dann auch Fazekas: vom Landtagsabgeordneten zu Sagartz‘ Nachfolger als Klubchef.

Ginge es nach dem Anteil der Vorzugs- an den Parteistimmen, läge der Burgenländer bundesweit auf dem sensationellen dritten Rang. 30,6 Prozent der 53.808 Türkis-Wähler zwischen Kalch und Kittsee haben Sagartz auf den Stimmzettel geschrieben. Der Burgenländer hat auf Heimatbundesland-Ebene u. a. Staatssekretärin Edtstadler und EU-Veteran Karas abgehängt.

"Sensationell"

Diese Daten weisen über die EU-Wahl hinaus und erklären, warum man das Wahlergebnis in der ÖVP als „historisch, sensationell“ und „gewaltig“ bezeichnet.

Sagartz und Fazekas haben vor Augen geführt, dass der türkise Parteiapparat besser zu mobilisieren vermag als die Roten. Was in den vergangenen Jahrzehnten undenkbar war, ist mit kraftvoller Starthilfe à la Kurz gelungen. Schon bei der Nationalratswahl 2017 tastete sich die ÖVP bis auf 261 Stimmen an die SPÖ heran, am Sonntag lag sie 3662 Stimmen vor der Landeshauptmann-Partei – das erste Mal seit 1966 rangiert die Volkspartei im Burgenland bei einer Bundeswahl wieder vor der SPÖ.

Am Tag nach der EU-Wahl stand vor der ÖVP-Zentrale schon der Wahlkampf-Bus für Landtagswahl-Spitzenkandidat Thomas Steiner. Motto: „Ohne Wenn und Aber. Jetzt fürs ganze Land“.

Die ÖVP will‘s am 26. Jänner 2020 wissen.