Techniker aus dem Südburgenland will für die FPÖ ins EU-Parlament
Von Thomas Orovits
Die FPÖ probiert es noch einmal mit einem Techniker: Josef Graf, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik der Technischen Universität Wien, Nebenerwerbslandwirt und seit einem Jahr blauer Gemeinderat in Burgauberg-Neudauberg, ist Spitzenkandidat für die EU-Wahl.
Der Landesparteivorstand habe den 48-Jährigen „einstimmig nominiert“, teilten FPÖ-Landeshauptmannvize Hans Tschürtz und Klubobmann Géza Molnár am Montag mit. Welchen (Bundes)-Listenplatz der Südburgenländer für die Ende Mai 2019 stattfindende Europa-Wahl erhält, ist noch offen. Tschürtz hofft auf eine Platzierung „zwischen sechs und zehn“. Bei der EU-Wahl 2014 erreichten die Freiheitlichen vier Mandate, der burgenländische Kandidat Herbert Schütz – ebenfalls ein Techniker – kandidierte auf Rang neun; mittlerweile sind die FPÖ und Schütz bezirksgerichtlich geschieden.
Vier Themen
Die KURIER-Frage, ob Burgenlands Blaue als Landesregierungspartei nicht einen sicheren Listenplatz fordern müssten, quittierte Tschürtz milde lächelnd: Das Burgenland sei „mit den paar Stimmen, die wir beitragen, gut positioniert“. Zudem hält Tschürtz einen Einzug Grafs auch auf Platz sechs für möglich, weil es im Laufe der fünfjährigen Parlamentsperiode immer wieder Nachrückungen gebe. Graf will mit vier Themen wahlkämpfen:
- Migrationskrise: Auf europäischer Ebene gehe „nichts weiter“, niemand fühle sich für die geplanten Flüchtlingslager in Afrika zuständig.
- EU-Budget: Graf kann nicht nachvollziehen, dass das EU-Budget steige, obwohl die Briten austreten.
- Landwirtschaft: Getreidebauer und Schafzüchter Graf beklagt ein Bauernsterben (minus 70 Prozent bei Betrieben) im Burgenland seit dem EU-Beitritt und eine Bevorzugung industrieller Landwirtschaft; wie viel EU-Förderung sein Betrieb bekommt, sagte er nicht.
- Klimaschutz: Techniker Graf möchte die Forschung zur Herstellung von Kraftstoff aus Biomasse stärker gefördert sehen und wünscht sich das Burgenland als Vorreiter.
Nicht mit technischem, sondern mit medizinischem Vokabular beschrieb Graf die Lage der EU: Ihr „Gesundheitszustand“ sei „äußerst besorgniserregend“. Ein Szenario für einen Austritt Österreichs sieht er dennoch nicht: Er könne sich nicht vorstellen, dass man „in Österreich diese Volksabstimmung in Erwägung ziehen würde.“