„Strafe“ für trödelnde Eltern
Von Thomas Orovits
Wolfgang Rauter betritt wieder einmal Neuland. Auf Antrag des Bürgermeisters (Liste Burgenland LBL) hat der Gemeinderat von Großhöflein mit 13 Stimmen von LBL und ÖVP gegen vier Rote einen „Notfalltarif“ beschlossen. Eltern müssen seit Mitte Oktober zahlen, wenn sie ihre Sprößlinge unentschuldigt und wiederholt zu spät vom Kindergarten abholen, pro begonnener halber Stunde 20 Euro. Das Geld soll der Kinderbetreuung zufließen.
Eine junge Mutter, die ihr Kind am Montag vom Großhöfleiner Kindergarten – rechtzeitig – abholt, hat vollstes Verständnis für die Maßnahme: „Es gibt Regeln, die man einhalten muss, das erwarten wir ja auch von unseren Kindern“.
Der Wunsch sei von den Kindergärtnerinnen an ihn herangetragen worden, erklärt Rauter. Einzelne Eltern würden ihre Kinder erst nach Schließung des Kindergartens um 16.30 Uhr (bis 17 Uhr ist Personal vor Ort) abholen. Die Eltern müssten ihre Verspätung ja nur vorab telefonisch avisieren, zudem würde der Tarif nur im Wiederholungsfall schlagend, präzisiert der Ortschef. Er habe Verständnis für den Wunsch der Kindergärtnerinnen, denn es sei unzumutbar, dass die Mitarbeiterinnen immer wieder warten müssten, abgesehen von anfallenden Überstunden.
Erst auf KURIER-Anfrage erfährt man im Kindergartenreferat des Landes von der „Lex Großhöflein“ und will diese auf „Rechtmäßigkeit“ und „Vertragskonformität“ prüfen, sagt Hauptreferatsleiter Gerald Kögl. Seines Wissens gebe es einen solchen Tarif jedenfalls in keiner anderen burgenländischen Kommune. Das bestätigen auch die Präsidenten der Gemeindeverbände von Rot und Schwarz, Erich Trummer und Leo Radakovits.
Großhöfleins SP-Vize Heinz Heidenreich sagt, Rauter habe „keine Zahlen und Fakten auf den Tisch legen können, wie viele Eltern das betreffe“. Heidenreich glaubt, man hätte mit den betroffenen Eltern reden können und keine generelle Regel gebraucht. Rauter kontert, gerade auch eine Kindergärtnerin aus dem roten Lager habe sich für den Tarif starkgemacht.