Chronik/Burgenland

Profi-Hehlern das Handwerk gelegt

Drei Hallen mussten die Ermittler der Soko Kfz in Kemeten anmieten, um alle Motoren, Getriebe, Airbags und Karosserieteile überprüfen zu können. Wie der KURIER berichtet hat, wurde Anfang des Jahres bei der „Operation Scrap“ eine Werkstatt in Hartberg in der Steiermark kontrolliert. „Wir haben am 15. Jänner zugeschlagen und bis 22. Februar alle verdächtigen Gegenstände beschlagnahmt“, erklärt Andreas Kummer von der SOKO-Kfz. Die Zuordnung des Diebesguts konnte nun in Kemeten abgeschlossen werden.

Die Bilanz: 216 Fahrzeuge, 519 Motoren, 805 Getriebe, 307 verschiedene Teile und 1116 Airbags haben die Ermittler überprüft. „Die Herkunft der Fahrzeuge konnten wir nach Belgien, Tschechien, Polen, Ungarn, in die Slowakei und auch in Österreich zurückverfolgen“, sagt Kummer. Rund 600 Autobestandteile konnten die Beamten nicht mehr zuordnen. „Die Täter haben mit viel krimineller Energie und Know-how die Identifizierung unmöglich gemacht“, sagt Kummer.

Untersuchungshaft

Der Hauptverdächtige Karl K. sitzt in Graz in U-Haft. Auf ihn stießen die Fahnder nach Hinweisen von verhafteten Autodieben. „Der Mann wurde 2006 bereits straffällig, hat nach einer Verurteilung aber weiter gemacht“, sagt ein Ermittler. Seinen internationalen Betrieb zog er mit fünf Helfern auf. Brauchte ein Kunde zum Beispiel einen bestimmten Motor, hat der Werkstattbesitzer aus Hartberg seine Zulieferer angerufen. Die benötigten Fahrzeuge wurden gestohlen, nach Polen, Slowenien, in die Slowakei oder nach Ungarn gebracht und dort zerlegt. Motornummern von defekten Fahrzeugen wurden auf die gestohlene Ware übertragen. „Wir waren überrascht, welche Dimensionen dieser Handel annahm“, sagt ein Polizist. Der Hauptverdächtige hat mehr als zwei Millionen Euro mit der Hehlerware verdient, die nun beschlagnahmt wurden. Ermittler fanden in seinem Keller Goldmünzen, Sparbücher und Bargeld vergraben – im Wert von rund 400.000 Euro. Ab nächster Woche sollen die Besitzer der gestohlenen Teile verständigt werden. Zusätzlich wird auch die Buchhaltung der Werkstätte überprüft. „Wir werden auch Leute kontaktieren, die Kunden waren“, sagt Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil. Zu befürchten hätten die meisten nichts, weil sie die Waren gutgläubig erworben haben. Für Doskozil ist es „ein nie dagewesener Erfolg“.

„Dieser Erfolg beruht auf der engen Zusammenarbeit unterschiedlichster Spezialisten aus verschiedenen Bundesländern und Einheiten“, erklärt Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. Denn das Bundeskriminalamt, die Landeskriminalämter Steiermark, Wien und Burgenland sowie die Soko Kfz haben mit insgesamt 130 Beamten zusammengearbeitet. „Auch wenn man in der Vergangenheit die Wichtigkeit der Sonderkommissionen unterschätzte, so beweisen sie einen unverzichtbaren Wert für die Sicherheitsgestaltung auf nationaler und international Ebene“, sagt Mikl-Leitner.

Bei einer Schwerpunktaktion der „Soko Ost“ in der Nacht auf Freitag sind in Wien, Niederösterreich und im Burgenland 17 Verdächtige festgenommen worden. Neben 75 verwaltungspolizeilichen Anzeigen (verkehrsrechtlich und fremdenrechtlich) und sieben Aufenthaltsermittlungen für Gerichte wurden mehr als 1500 Personen und Fahrzeuge kontrolliert oder überprüft. 236 Polizisten waren im Einsatz, berichtete die Polizei am Freitag. In Wien wurden sieben Personen nach fremdenrechtlichen Bestimmungen vorläufig festgenommen, in Niederösterreich wurde ein Verdächtiger mit gefälschten Führerscheinen erwischt sowie eine Person wegen fremdenrechtlicher Bestimmungen belangt. Im Burgenland wurden vier mutmaßliche Diebe ausgeforscht. „Sie wurden auf frischer Tat ertappt“, sagte Polizei-Sprecher Michael Takacs. Vier Verdächtige wurden aufgrund von Verstößen gegen fremdenrechtliche Bestimmungen vorläufig festgenommen.