Start ins Gartenjahr: Pflanzen-Raritäten aus Expertenhand
Von Michael Pekovics
2015 stand Julia Wolf aus Wörterberg vor einer Entscheidung: Sollte sie ihren Vollzeitjob zugunsten des erst 2013 als Hobby angemeldeten Bio-Betriebs aufgeben? „Mich weniger mit Pflanzen zu beschäftigten, war unvorstellbar. Ich habe mich für das entschieden, was ich wollte. Pflanzen sind für mich Lebewesen, kein Wegwerfprodukt.“
Ihren ersten Pflanzenmarkt hat sie 2002 in Bad Tatzmannsdorf besucht, der allererste im Südburgenland. „Weil ich plötzlich statt geplanter 20 über 200 Tomatenpflanzen hatte“, erinnert sich Wolf zurück. Heute fängt ihre Arbeit für die neue Gartensaison im Herbst an. 80 Prozent der angebotenen Pflanzen werden aus Samen oder von Mutterpflanzen gezogen.
80 Sorten im Angebot
Um den richtigen Zeitpunkt zu finden, hält Wolf sich an den Aussaatkalender von Maria Thun, quasi eine Art Mondkalender für den Biogarten mit Aussaattagen, Wurzeltagen oder Blattagen. Paradeiser würde die Kräuterhexe aus dem Südburgenland vor Mitte Mai nicht aussetzen, zumindest nicht im Freiland.
80 Sorten hat sie heuer im Angebot, dem Hobbybauern rät sie dennoch: „Raritäten sind nett, aber gut schmeckende, ans Klima angepasste, ertragreiche Sorten machen mehr Freude als blaue oder gestreifte Paradeiser.“ Zu finden sind diese Spezialitäten nicht bei Baumärkten und Co., sondern bei den zahlreichen Pflanzenmärkten, die ab April im Südburgenland stattfinden, und natürlich auch im Ab-Hof-Verkauf.
Aus dem ersten Treffen im Jahr 2002 hat sich im Landessüden mittlerweile eine eigene Community entwickelt, zu der auch der Sepplashof von Markus Uitz und Michaela Fassl in Litzelsdorf zählt.
„Wir haben alles an Gemüse, was man sich vorstellen kann, auch speziellere Dinge wie Artischocken oder Okra“, erzählt Uitz, der sich direkt nach seinem Ökologiestudium dem Gemüseanbau verschrieben hat, und seit 2014 auf den Pflanzenmärkten zu finden ist.
Dort trifft man mittlerweile auch schon einige Pflanzenmarkt-Touristen, die von weither kommen, wie Wolf sagt: „Weil man hier Sorten bekommt, die sonst längst schon in Vergessenheit geraten wären.“