Chronik/Burgenland

Pate für einen Storch gesucht

Die illegalen Abschüsse geschützter Greifvögel ließen im Sommer die Wogen im Seewinkel hoch gehen. Sechs verletzte bzw. getötete Vögel wurden binnen weniger Wochen im Nationalpark gefunden. Jetzt scheint wieder Ruhe im Vogelparadies eingekehrt zu sein. Ein Storch, ein Bussard und eine Rohrweihe befinden sich aber nach wie vor zur Pflege in der Greifvogelstation (EGS) Haringsee, NÖ.

Den Vogelzug hat der Storch – er war Brutvogel in Pamhagen – verpasst, sagt Brigitte Kopetzky von der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten", die eng mit der EGS zusammenarbeitet. Der Flügel des angeschossenen Tieres konnte aber gerettet werden. "Der Verband wurde dem Storch bereits abgenommen, aber er fliegt nicht. Wir befürchten, dass er wohl Dauerpatient in der EGS bleiben wird", sagt Kopetzky.

Finanzieller Schaden

Neben dem Leid für die Tiere entsteht durch solche illegalen Abschüsse auch finanzieller Schaden. So musste die Veterinärmedizinische Uniklinik Wien für die medizinische Behandlung des Storches aufkommen. Röntgen, chirurgische Eingriffe, Medikamente sowie Nachbehandlungen bei einem Greifvogel wurden sich mit "einigen Hundert Euro" zu buche schlagen, erklärt Doris Sallaberger, Sprecherin der Uniklinik auf KURIER-Anfrage. Die Uniklinik wird durch die öffentliche Hand finanziert.

Die Versorgung der Tiere in der Greifvogelstation Haringsee werde zu einem Großteil von Vier Pfoten getragen. 120 Euro pro Monat kostet etwa die Unterbringung des Storches. "Wenn es die ehrenamtlichen Helfer nicht gäbe, wäre es noch kostenintensiver", so Kopetzky.

Für den verletzten Storch kann jetzt eine Patenschaft übernommen werden. Mit einem Beitrag von 240 Euro pro Jahr kann man Pate werden (www.egsoesterreich.org).

Der Veterinärmediziner und Leiter der EGS, Hans Frey, hatte im Bezug auf die illegalen Abschüsse von "gravierenden Übergriffen" und "schwerstem Naturschutzfrevel" gesprochen. Das Landeskriminalamt ermittelt. Derzeit werden mögliche Tatwaffen untersucht, sagt ein Ermittler.

Auch im Fall der 35 toten Greifvögel, die zum Teil gefroren in der Tiefkühltruhe sowie als Präparate bei zwei Jägern im Mittelburgenland gefunden wurden, laufen die Ermittlungen. Fest steht, dass die Hälfte der geschützten Vögel erschossen, die andere Hälfte vergiftet wurde. Die Staatsanwaltschaft hat einen Gutachter beauftragt, der klären soll, ob es sich auch bei den Präparaten um illegale Abschüsse handelt.