Sechs Friedhöfe als „Wächter“ über die Stadt Oberwart
Von Roland Pittner
Etwas abgelegen am Hang, umschlossen vom Wald, liegt der Sowjetische Soldatenfriedhof. „Viele Leute kommen hier wahrscheinlich nicht her“, sagt Peter Wagner und öffnet das Tor zur letzten Ruhestätte von rund 300 gefallenen Soldaten. Es ist nur einer von sechs Friedhöfen in Oberwart.
Alle sind an die Hänge gebaut und schauen auf die Stadt herab. „Dramaturgisch haben es unsere Vorfahren sehr gut geplant“, sagt Wagner, der für das OHO-Jahresprojekt „Wächter über Oberwart“ viele Stunden auf den letzten Ruhestätten der Oberwarter verbracht hat. Das wissenschaftliche Konzept hat Gert Tschögl von der Burgenländischen Forschungsgesellschaft umgesetzt. Die Biografien haben unter anderem Autor Stefan Horvath, Pfarrerin Sieglinde Pfänder und Autorin Katharina Tiwald recherchiert.
„Wir gebrauchen diesen Wächterbegriff metaphorisch für die Friedhöfe, die es im Ort gibt“, sagt Wagner. Es sei einzigartig für eine Stadt mit rund 7000 Einwohnern, dass so viele Konfessionen friedlich zusammenleben.
Thematisiert werden neben den Grabstätten der Konfessionen – Katholiken, Evangelische, Reformierte und Juden auch der Armenfriedhof und der Sowjetische Soldatenfriedhof. In die Ausstellung werden auch die Denkmäler der gefallenen Soldaten, der ermordeten Widerstandskämpfer und der Opfer des Bombenattentats bei der Roma-Siedlung von 1995 eingebunden.
Unglaubliches
Geschichten über die „Wächter“ gibt es genug zu erzählen. „Wir holen aus jedem Friedhof vier Biografien heraus und erzählen sie. Es ist unglaublich, was da alles auftaucht“, sagt Wagner. Wie zum Beispiel die Liebesgeschichte zwischen einer Romni und einem ehemaligen SS-Soldaten, der am Armenfriedhof begraben liegt.
Die Ausstellung startet am 23. Juni im Stadtpark. Acht Objekte mit 86 Tafeln, die Geschichten der Toten erzählen, werden aufgestellt. Die Schau läuft bis 6. Oktober, es soll auch Führungen für Schulen geben. www.oho.at