Schwangerschaftsabbruch: (K)ein Thema
Von Heike Kroemer
Seit 1. Jänner 1975 ist in Österreich ein Schwangerschaftsabbruch straffrei gestellt, wenn er innerhalb der ersten drei Monate einer Schwangerschaft durchgeführt wird ( siehe auch Zusatzbericht ). Doch im Burgenland besteht bis dato noch keine Möglichkeit, eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Kein einziges Krankenhaus ist dazu bereit. Damit hinkt das jüngste Bundesland als Schlusslicht hinterher.
Ein Umstand, den die Sozialistische Jugend aus dem Bezirk Oberpullendorf nicht so einfach hinnehmen will. Unter dem Titel „Mein Bauch gehört mir“ lud sie daher vor Kurzem zu einer Podiumsveranstaltung.
„Die Argumente der Politik sind fadenscheinige Ausreden. Es mangelt nicht an der Umsetzbarkeit, sondern am politischen Willen“, ist Michael Heindl, Bezirksvorsitzender der SJ Oberpullendorf, überzeugt.
Grundversorgung
Seine Parteikollegin Leonie Tanczer geht noch einen Schritt weiter. Sie sagt: „Es ist meine Entscheidung, ob ich ein Kind will oder nicht. Genauso wie eine ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft gegeben ist, muss dies auch im Fall einer ungewollten Schwangerschaft Teil der medizinischen Grundversorgung sein – und das auch im Burgenland.“
Im Büro von SPÖ-Gesundheitslandesrat Peter Rezar sieht man das anders. „Es besteht im Burgenland kein dringender Bedarf. Frauen, die sich für eine Abtreibung entscheiden, wollen volle Anonymität. Die ist aber am Land nicht gegeben“, sagt Büroleiterin Gerlinde Stern-Pauer. Außerdem habe sich das Burgenland einen guten Ruf in der Kinderwunschbehandlung erarbeitet. Viele Ärzte würden sich mit einer Abtreibung schwer tun. Auch könne man keine Mediziner zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruches zwingen, sagt Stern-Pauer. Betroffene Frauen hätten die Möglichkeit, nach Graz oder Wien auszuweichen.
Kritik am Verhalten der burgenländischen Politik kommt auch von Christian Fiala.
Skandalös
Der Mediziner betreibt seit zehn Jahren ein Ambulatorium für Schwangerschaftsabbruch in Wien. „Ein Schwangerschaftsabbruch ist eine medizinische Basisversorgung. Es ist skandalös, dass die Politik behauptet, es gebe keinen Bedarf, und die Betroffenen können eh in andere Bundesländer ausweichen. Man sagt ja auch nicht, die Burgenländer können eh in Wien zum Zahnarzt gehen. Das ist eine moralische Bankrotterklärung der Politik“, ärgert sich Fiala.
Jedes burgenländische Spital führe laufend Kürettagen durch. „Doch wenn man sie wegen eines Schwangerschaftsabbruches möchte, wird sie einem im Burgenland verwehrt“. Fiala ist überzeugt, dass auch im Burgenland der Bedarf gegeben sei. „Warum bietet man die Möglichkeit nicht an, dann wird man ja sehen, ob sie angenommen wird“, meint Fiala.