Prozess sieben Jahre nach Mord an 73-Jähriger
Knapp sieben Jahre sind vergangen, seit die 73-Jährige mit durchgeschnittener Kehle in ihrem Wohnhaus in Pöttsching gefunden wurde. Kommenden Montag muss sich der 43-jährige Mustafa Y. wegen Verdacht des Mordes an der Frau vor einem Geschworenensenat am Landesgericht Eisenstadt verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, die Pensionistin „vorsätzlich durch mehrere Stiche in den Hals, den Kopf und den Oberkörper getötet“ zu haben. Die Verletzungen haben – so steht es in der Anklageschrift – „binnen kürzester Zeit zum Tod durch Verbluten geführt“. Der 43-Jährige ist zu den Vorwürfen nicht geständig.
Am Abend des 30. Juli 2006 wurde die Frau von ihrer Schwester in einer Blutlache liegend entdeckt. Für die Ermittler stellte sich der Mord äußerst rätselhaft dar, es gab weder ein Motiv, noch einen Tatverdächtigen. Im Haus, das die Pensionistin alleine bewohnte, war nichts durchwühlt, es sah auch nicht so aus, als hätte sich jemand gewaltsam Zutritt verschafft. Drei Mal wurden die Spuren, die am Tatort gefunden wurden, untersucht. Darunter hatte sich auch eine männliche DNA befunden. Eine neue Methode bei der Auswertung hat die Ermittler Jahre nach der Tat auf die Spur des gebürtigen Türken Mustafa Y. geführt. Y. – er war zuletzt in Wr. Neustadt wohnhaft – hatte bei der Frau Gartenarbeiten durchgeführt. Seit etwa einem Jahr ist er in U-Haft in der Justizanstalt Eisenstadt.
Für seine Verteidigerin gebe es „zu viele Ungereimtheiten und eine nicht ausreichende Beweislage. Das Unklarste ist das Motiv“, sagt die Anwältin im KURIER-Gespräch. Das Motiv der Bereicherung treffe kaum zu, da im Haus der 73-Jährigen nichts gestohlen worden sei. „Und bei der DNA-Analyse wurde lediglich das Y-Chromosom extrahiert. Diese Auswertungen würden auf andere Verdächtige ebenso zutreffen. Es gibt nicht einmal den Hauch einer DNA“, sagt Kurtulan. Eine Zeugin würde ihren Mandanten auch entlasten. Sie habe einen Mann gesehen, der sich am Tattag mit der Pensionistin heftig gestritten habe. Die Beschreibung des Mannes treffe auf ihren Mandanten aber nicht zu. Bei dem Prozess, der für drei Tage anberaumt ist, sind 18 Zeugen sowie fünf Sachverständige geladen. Darunter auch Gerichtspsychiater Reinhard Haller und Kriminalpsychologe Thomas Müller.