Chronik/Burgenland

Prets: „Wichtig, ein Sprachrohr in EU zu haben“

Christa Prets war bis dato die einzige burgenländische EU-Abgeordnete. Die Pöttschingerin mit deutschen Wurzeln saß von 1999 bis 2009 im Europa-Parlament, vor fünf Jahren schaffte sie den Wiedereinzug als Listensechste nicht mehr, die SPÖ erreichte 2009 bundesweit nur 23,7 Prozent der Stimmen und vier Mandate. Im Burgenland waren es trotz eines Minus von 9,7 Prozent immerhin noch 33,9 Prozent.

Für die EU-Wahl im kommenden Mai wünscht sich die frühere erste direkt gewählte Bürgermeisterin des Landes und SPÖ-Landesrätin wieder einen Vertreter aus dem Burgenland, „natürlich am liebsten einen SPÖ-Kandidaten“, sagt die hochaktive 66-Jährige im KURIER-Gespräch. In die aktuelle Kandidatensuche ihrer Partei sei sie aber nicht eingebunden und könne daher auch keine Namen potenzieller künftiger EU-Parlamentarier nennen.

Ein Parlamentarier in Straßburg und Brüssel sei auch für die Region „ein ganz wichtiges Sprachrohr“, das sollte man „nicht unterschätzen“. Auch nicht im Hinblick auf Förderungen, so habe sie zum Gelingen der „Phasing-Out“-Periode „sehr viel beitragen“ können, blickt Prets auf ihr Jahrzehnt in Europa zurück. Derzeit ist die Ex-Politikerin in mehreren nationalen Vereinen führend tätig, etwa im Österreichischen Buchklub der Jugend und bei „100 % Sport“.

Grüne Pole-Position

Derzeit hat aus dem Burgenland nur der Grüne Michel Reimon realistische Chancen auf den Einzug ins EU-Parlament, der Ex-Landtagsabgeordnete hält den zweiten Listenplatz auf der Bundesliste.

Die FPÖ hat Mario Jaksch aus Bruckneudorf nominiert, er wird auf Platz acht der Bundesliste gereiht, sagt FP-Parteichef Hans Tschürtz – die Blauen stellen derzeit zwei Europa-Abgeordnete.

SPÖ und ÖVP werden ihre Kandidaten erst im Februar küren. Landeshauptmann Hans Niessl pocht auf einen Kandidaten an wählbarer Stelle. Seine Andeutungen könnten auf Klubchef Christian Illedits weisen, der als Vertreter im Ausschuss der Regionen ausgewiesener Kenner der Materie ist, aber lieber im Land bleiben möchte.

Auch die ÖVP will „um einen aussichtsreichen Platz kämpfen“. Man wollte zwei „Bundesmandate“, derzeit verfügt die ÖVP nur über einen Sitz im Nationalrat.

EU-Skepsis

Kämpfen muss auch, wer ins EU-Parlament einzieht: Selbst im bestgeförderten Burgenland ist die EU-Skepsis groß. Was ist zu tun? Auch „oberste politische Instanzen“ müssten stärker vermitteln, wo Österreich und das Burgenland ohne EU stünden, fordert Prets.

Der größte Unterschied zwischen Politik auf europäischer und regionaler Ebene? „Im EU-Parlament muss man immer Verbündete suchen, über Parteigrenzen hinweg“, weiß Prets. Und es habe „keinen Fraktionszwang“ gegeben, man konnte ohne negative Konsequenzen auch gegen die eigene Parteilinie stimmen.