Polit-Poker mit Lehrlingszahlen
Von Thomas Orovits
Die Debatte hat das Zeug zum Dauerbrenner im Landtagswahlkampf: Seit Wochen überbieten einander die Regierungsparteien mit der Ankündigung, Lehrlinge beim Land oder in landesnahen Betrieben aufzunehmen.
"Ich gebe keine Ruhe, bis 500 Lehrlinge aufgenommen sind", wiederholte VP-Landesvize Franz Steindl am Dienstag das Kernstück seines "Lehrlingsplans". SP-Landesgeschäftsführer Robert Hergovich konterte: "Das Land und landesnahe Betriebe bilden bereits über 600 Lehrlinge aus", Steindls Wunsch sei "längst erfüllt".
Lehrlingswelten
Des Rätsels Lösung: Während die SPÖ auch Jugendliche mitzählt, die in den von Land und Arbeitsmarktservice finanzierten Lehrgängen und Lehrwerkstätten aufgefangen werden (2013/14: 549 Plätze um 9,6 Mio. Euro), rechnet die ÖVP nur Lehrlinge, die tatsächlich beim Land oder in landesnahen Unternehmen ausgebildet werden. Mehr als 100 sind das derzeit, 400 weitere fordert Steindl.
Der Ausgangspunkt des Schlagabtauschs war die landeseigene Therme Lutzmannsburg: Die SPÖ hatte verlangt, dass dort mehr Lehrlinge ausgebildet und generell mehr Burgenländer beschäftigt werden und daran die Freigabe einer Investition über 2,6 Millionen Euro geknüpft (sie wurde übrigens zumindest bis März 2015 verschoben). Ein einstimmiger Regierungsbeschluss verpflichtete Land und landesnahe Betriebe kurze Zeit später generell "entsprechend ihrer Größe" auszubilden. Steindl wurde zum Ärger des Regierungspartners konkret und forderte in Anlehnung an Lutzmannsburg überall eine zehnprozentige Lehrlingsquote. Bei rund 190 Beschäftigten sollen dort 19 Lehrlinge aufgenommen werden – laut Experten fast unmöglich.
Der aktuelle Stand: Es gebe drei aufrechte Lehrverhältnisse, mit zwei weiteren Jugendlichen sei man in Verhandlung, so Direktor Franz Kast von der landeseigenen Förderagentur WiBAG, der die Therme gehört. Der Manager bleibt optimistisch: "In einem Jahr wollen wir 15 Lehrlinge haben". Sicher ist: Die Wahl ist dann vorbei.