Chronik/Burgenland

„Plausibilität des Kaufpreises nicht verlässlich nachvollziehbar“

Der Verkauf der Begas-Mehrheit ans Land stand im Frühjahr 2012 unter keinem guten Stern: Erst versuchte die Liste Burgenland den Verkauf zu stoppen, weil die 51-Prozent-Mehrheit der 110 erdgasversorgten Gemeinden angeblich mehr wert war als die 100,2 Millionen Euro, die die Landesholding letztlich zahlte. Kaum war das Geld überwiesen, platzte der Begas-Skandal auf, Boss Rudolf Simandl wurde fristlos entlassen, die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelte zuletzt gegen 15 Personen...

Zwei Jahre nach dem Verkauf der Begas-Mehrheit an die Landesholding liegt nun der Prüfbericht des Landesrechnungshofs (LRH) zum Verkauf vor. Fazit: Die Sterne stehen noch immer schlecht.
„Die Plausibilität des Kaufpreises lässt sich für uns aufgrund der unzureichenden Dokumentation nicht verlässlich nachvollziehen“, resümiert Landesrechnungshof-Direktor Andreas Mihalits im KURIER-Gespräch den 75-seitigen Bericht. Fix sei aber, dass die 100,2 Millionen € über dem Buchwert des Unternehmens lagen und sich Käufer und Verkäufer auf diesen Preis geeinigt haben. „Der Kaufpreis lag um rund 9 Euro pro Aktie bzw. 52 % über dem Buchwert der Begas-Aktie zum 30.09.2010“, stellen die Prüfer fest.

Der LRH dokumentiert die Intransparenz der Kaufpreisfindung: Im August 2011 lag das Gutachten eines Wirtschaftsprüfers vor, das den Unternehmenswert für den Gemeindeanteil der Begas zwischen 97,4 und 101,4 Mio. € sah. Erst im November 2011 folgte eine Detailprüfung der Begas (Due Diligence), um das rechtliche, steuerliche und wirtschaftliche Risiko auszuleuchten. Auf die technische Prüfung wurde verzichtet – und das bei einem Unternehmen mit zig technischen Anlagen. Die Ergebnisse der Due Diligence lagen im Februar und März 2012 vor und zeigten „Transaktionsrisiken in verschiedenen Bereichen auf“ – allerdings hatte die Landesholding zu dem Zeitpunkt die „Kaufverträge samt bereits festgesetzter Kaufsumme an die Gemeinden“ verschickt. Warum? Von 110 Gemeinden Beschlüsse zu erhalten, sei eine „organisatorische Herausforderung“. Freilich: Ein „Drücken“ des Preises war fürs Land so nicht mehr drin.