Chronik/Burgenland

"Österreichs Florida" als Chance

Betreutes Wohnen, 24-Stunden-Pflege, gutes Wetter, viel Ruhe und schöne Landschaft. Das Südburgenland könnte sich zum Alterssitz vieler Österreicher und damit zu Österreichs Florida entwickeln. Zumindest wenn es nach Andreas Kreutzer von der Agentur Kreutzer, Fischer & Partner geht (der KURIER berichtete).

Für Oliver Fritz, Regionalforscher am Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO), ist die Idee, das Südburgenland als Österreichs Florida zu vermarkten, ein guter Ansatz. Auch für Besucher. Dafür brauche es aber die entsprechende Infrastruktur. "Touristen wollen einerseits bequem in eine Urlaubsregion reisen, andererseits aber nicht in Regionen urlauben, die von Autobahnen durchzogen werden", sagt Fritz.

Pro und Contra S7

Den Bau der S7 sieht er deshalb differenziert. Einerseits, weil dann eine Schnellstraße durch die "sanfte Tourismusregion Südburgenland" führen, andererseits die Bevölkerung aber vom Durchzugsverkehr entlastet werden würde.

Für Fritz braucht es unbedingt neue Mobilitätskonzepte, die sowohl Erreichbarkeit als auch Nachhaltigkeit im Auge behalten. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs würde gerade älteren Menschen nutzen und somit für das Südburgenland als Österreichs Florida einen Wettbewerbsvorteil im Vergleich mit anderen Regionen darstellen können.

Ein Prominenter, der die Region bereits vor Jahren für sich entdeckt hat, ist Frank Hoffmann. Der ehemalige Burgschauspieler ist Wahl-Südburgenländer, er hat sich ein altes Bauernhaus nahe Güssing gekauft: "Eigentlich wollte ich in der Pension in die Toskana ziehen. Als ich dann einmal auf der Terrasse des Burgrestaurants in Güssing gestanden bin und den Ausblick genossen habe, war klar: Das ist meine Toskana. Ich muss nicht nach Italien gehen, hier ist es wunderschön", meint Hoffmann.

Vorzüge aufzeigen

Kreutzers Vergleich mit Florida hinkt für Hoffmann: "Für Florida fehlt mir der Ozean. Da denke ich an Meer und Key West. Aber es kommen tatsächlich sehr viele Senioren, die meisten aus Tirol, die sich hier ansiedeln", sagt Frank Hoffmann. Man müsse den Leuten die Vorteile des Südburgenland zeigen: "Für mich ist es eine der wenigen Regionen, die noch authentisch ist. Hier gibt es noch ehrliche Nachbarschaftshilfe." Die freundlichen und hilfsbereiten Menschen würden die Region so lebenswert machen.

Dass man hauptsächlich Ältere als Zielgruppe ansprechen möchte, hält Hoffmann allerdings für falsch: "Was nützt es, wenn das Südburgenland nur aus Senioren besteht? Es muss auch für junge Menschen attraktiv sein, ohne um fünf Uhr morgens aufstehen zu müssen, weil man nach Wien oder Graz pendeln muss." Dafür brauche es Arbeitsplätze.

Aber die sind im Südburgenland bekanntlich sehr rar.