Chronik/Burgenland

Nickelsdorf: Knallharter Job im Grenzbereich

Der Beamte aus Nickelsdorf hatte eigentlich frei, als er einen verdächtigen Kastenwagen sah. Dennoch informierte er umgehend seine Kollegen von der Polizeiinspektion Nickelsdorf AGM, verfolgte selbst das Fahrzeug und gab den Polizisten stets den aktuellen Standort durch. So konnten Montag zwölf illegale Grenzgänger aus Pakistan aufgegriffen und ein ungarischer Schlepper festgenommen werden.

"Die Kollegen in Nickels-dorf leisten hervorragende Arbeit. Sie sind hoch motiviert, wie auch der jüngste Fall zeigt. Ohne ihren unermüdlichen Einsatz, könnten wir nicht solche Erfolge verzeichnen", betont Brigadier Werner Fasching, stellvertretender Landespolizeikommandant des Burgenlandes.

Transitroute

Auch nach dem Fall der Grenzen gehört Nickelsdorf noch immer zu den meist befahrenen Transitrouten Österreichs. Rund 30 Millionen Menschen sind jährlich auf der A 4, der Ostautobahn, unterwegs. Aus dieser Masse jene Personen herauszupicken, die sich strafbar gemacht haben, gleicht oft der Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen.

Doch die Beamten haben im Laufe der Jahre sozusagen den richtigen Riecher und ein geschultes Auge entwickelt. "Wir haben die jahrzehntelange Erfahrung als Grenzdienststelle. Die Kollegen wurden von dort rekrutiert. Das kommt uns zugute. Natürlich ist es schwieriger geworden, seit die stehenden Kontrollen in fahrende übergegangen sind", erklärte Alfred Lachmann-Braunsdorfer, stellvertretender Kommandant der Polizeiinspektion Nickelsdorf, Ausgleichsmaßnahmen.

Und manchmal kommt auch noch ein Quäntchen Glück dazu. So wie im Fall jenes Drogenschmugglers, der bei einer Kontrolle ausgerechnet an einen Polizisten geriet, der eine Ausbildung als Karosseriespengler absolviert hatte und deshalb die Manipulationen an der Stoßstange des Wagens sofort erkannte.

So manch böse Überraschung erleben die Polizisten bei der sogenannten Nacheile. "Wir haben schon Fälle gehabt, wo Kfz-Verschieber auf der Autobahn umgedreht haben und zehn Kilometer gegen die Richtungsfahrbahn gefahren sind", berichtet Inspektions-Kommandant Josef Kinzel aus dem gefährlichen AGM- Alltag.

Immer aktuell 366 Festnahmen gab es im vergangenen Jahr durch die Polizeiinspektion Nickelsdorf AGM, darunter waren zwei gesuchte Mörder. Einer davon hatte in Deutschland einen Koch zerstückelt und die Leichenteile in verschiedene Gewässer geworfen. "Wir sind eine reine Fahndungsdienststelle. Die Fahndungen werden jeden Tag aktualisiert", so Josef Kinzel. Die Klärung vieler Straftaten habe ihren Ursprung in Nickelsdorf.

Was dem erfahrenen Polizisten aber auch nach all den Jahren noch an die Nieren geht, sind Aufgriffe von Illegalen. "Unter den Aufgegriffenen sind oft viele Kinder. Die Menschen hatten manchmal wochenlang keine Gelegenheit sich zu waschen. Das betrifft dich irgendwo, weil du nur Elend siehst", erzählt Kinzel.

Kontrolle: Ausgleich für offene Grenzen

Fahndungsdienststelle Die Polizeiinspektion Nickelsdorf AGM (Ausgleichsmaßnahmen) wurde nach der Verlegung der Schengengrenze und der Auflassung der Grenzkontrollen eingerichtet, um die sogenannten Schengenausgleichsmaßnahmen durchzuführen. Das Einsatzgebiet der Polizisten umfasst die stark befahrenen Transitrouten und erstreckt sich von der A 4 über die B 10 und die B 50 bis zum Lkw-Kontrollplatz bei Eisenstadt. Rund 40 Polizisten sind bei der Fahndung nach Schleppern, Einbrechern, Autodieben und anderen Straftätern rund um die Uhr im Einsatz. Die meisten Erfolge gebe es in den frühen Morgenstunden.

Dies sei mit dem Täterverhalten zu erklären. Meist kämen sie um Mitternacht ins Land und verlassen es in der Früh nach der Tat wieder.