Neos-Chef Schreiter: „Von null bis sechs Prozent alles drinnen“
Von Thomas Orovits
Drei Minuten sind manchmal zu lang. Thomas Aufmesser musste sein Zeitkontingent nicht ausschöpfen, um zu begründen, warum er bei der Landtagswahl für die Neos kandidieren will. Die Pendler sind dem Neusiedler ein Anliegen, so viel war zumindest zu erfahren.
Die Pinken luden am Samstagnachmittag ins Weingut Esterházy bei Trausdorf zum Nominierungskonvent. Das ist der erste Teil eines mehrstufigen Verfahrens zur Listenerstellung. So jung die Partei ist, die im kommenden Mai in den Landtag einziehen will, so neuartig ist ihre Kür der Kandidaten.
24 Bewerber stellten sich der Mitgliederversammlung der Neos (rund zwei Drittel der 42 Mitglieder waren anwesend) und alle schafften den Sprung auf die nächste Ebene. Vor Weihnachten folgt ein offenes Online-Hearing, bei dem sich die 24 Kandidaten Fragen einer interessierten Öffentlichkeit stellen.
Ab 9. Jänner wird‘s ernst und das gleich mit einer Premiere: Das Burgenland ist das erste Bundesland, in dem die Online-Vorwahl durchgeführt wird, wie Neos-Bundesvorstandsmitglied Michael Schuster dem KURIER sagte. Alle im Burgenland wahlberechtigten Personen können an die Neos-Bewerber Punkte vergeben, Landesvorstand und Mitglieder wiederholen das Prozedere. Die Punkte aus den drei Wahlgängen werden addiert und ergeben am 24. Jänner die Reihung der Landesliste.
Auch Neos-Landessprecher Christian Schreiter musste sich am Samstag dem Nominierungskonvent stellen. Dass er am Ende Listenführer sein möchte, hat er schon im Sommer via KURIER kundgetan. Am Samstag räumte er ein, dass es sich „derzeit wohl knapp nicht ausgehen würde“, die Vier-Prozent-Hürde für den Landtag zu nehmen. Schreiter: „Umfragetechnisch ist von null bis sechs Prozent alles drinnen. Es wird schwer, aber es ist machbar“.
Hannes Würkner aus Jennersdorf, der als letzter Kandidat seine drei Minuten zur Präsentation nutzte, ist hingegen überzeugt, dass "wir reinkommen", die Frage sei nur, ob sich ein zweites Mandat ausgehe, denn das sei viel schwieriger zu erreichen als das erste. Der gebürtige Niederösterreicher ist ein homo politicus, bei einer Partei war er bisher nie, in Alland arbeitete er einst als parteiloser Gemeinderat mit. Warum jetzt die Neos? "Weil ich hier widersprechen darf", sagt der Tierarzt, der heute in Wien bei der AGES in der Arzneimittelaufsicht tätig ist. "Ich bin ein klassischer Freidenker".
200.000 Euro hat die Kleinpartei für den Wahlkampf budgetiert. 30.000 sollen über Kleinspenden und Sponsoring aufgetrieben werden. Für 70.000 € gibt es eine fixe Darlehenszusage der Bundespartei, die auch die restlichen 100.000 Euro „in Aussicht gestellt hat“, wie Finanzreferent Peter Peikoff sagte.
Neos-Bundesvorstand Schuster wünscht sich aber mehr Eigeninitiative der Neos-Kandidaten: Rund 7500 Stimmen brauche es für den Einzug in den Landtag. Wenn man 2000 Menschen dazu bringen könne, jeweils 50 Euro zu spenden, seien die 100.000 Euro hereingespielt und das zweite Darlehen der Bundespartei wäre überflüssig. Schuster ist aus der Erfahrung im Nationalratswahlkampf überzeugt, dass, wer spendet, auch sein Kreuz bei den Neos macht. "Vier Prozent sollten locker drin sein".