Kein großer Tag für die „Großen“
Von Thomas Orovits
Die beiden betagten Damen kommen Sonntagmittag aus dem Wahllokal im Eisenstädter Rathaus. „Wählen“ ist für sie „Bürgerpflicht“ sagen sie, aber sie sind auch der Beweis dafür, dass man im fortgeschrittenen Alter noch Neues wagen kann. Sie habe sich diesmal „für etwas Anderes“ entschieden, meint eine der freundlichen Damen verschmitzt, denn es brauche „Bewegung“.
Bewegung war dann an diesem trüben Wahltag tatsächlich angesagt – mehr als vor allem den Großparteien SPÖ und ÖVP lieb sein konnte. Beide verfehlten die selbst gesteckten Wahlziele – die Roten hatten „40 Prozent plus“ getrommelt, die Schwarzen von einem „Dreier vor dem Ergebnis“ geträumt. ErgebnisDie SPÖ erreichte am Sonntag im Burgenland 37,5 Prozent (-2,5 Prozentpunkte), die ÖVP 26,5 % (-2,5%), die Freiheitlichen legten um 1,7 Prozent auf 17,8 % zu, das BZÖ sackte um 3,3 Prozent auf knapp zwei Prozent ab. Die Grünen steigerten sich um 0,6% auf 6,3 Prozent und das Team Stronach erreichte auf Anhieb 5,9 Prozent. Die anderen vier angetretenen Parteien blieben weit unter fünf Prozent.
Natürlich sei ein Minus immer ein „Wermutstropfen“, sagte SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl, aber er verwies auf den Status als stärkste Landespartei. Deutlicher war da VP-Landeshauptmannvize Franz Steindl: „Beide haben ihr Wahlziel verfehlt“. Besonders schmerzhaft für die SPÖ, dass sie im Burgenland bei Nationalratswahlen das schlechteste Ergebnis eingefahren hat und für die ÖVP, dass sie eines ihrer zwei Mandate verloren hat und nur mehr ein Landesmandat hält, das Spitzenkandidat Niki Berlakovich zusteht. Überraschend die Ansage Steindls, man wolle zum Ausgleich für den Verlust ein Ministeramt.Die SPÖ hat ihre beiden Grundmandate (Norbert Darabos und Erwin Preiner) gehalten.
Wirklich gejubelt wurde am Wahlsonntag nur bei den Freiheitlichen und dem Team Stronach. Die FPÖ konnte nach den heftigen innerparteilichen Turbulenzen im heurigen Frühjahr sogar zulegen. „Sehr zufrieden“, zeigten sich Parteichef Hans Tschürtz und Spitzenkandidat Norbert Hofer, der sein Landesmandat verteidigen konnte. „Ich hatte große Sorge wegen der innerparteilichen Differenzen“, gestand Hofer ein, der nun aber eine blaue Offensive in den Gemeinden ankündigte.Auch wenn das – utopische – Wahlziel von 15 Prozent klar verfehlt wurde, das Team Stronach um Spitzenkandidat Rouven Ertlschweiger schaffte auf Anhieb fast sechs Prozent. Und verhaltene Freude auch bei Grünen-Nationalrätin Christiane Brunner über das „bisher beste Ergebnis“ im Burgenland.