Chronik/Burgenland

Mit dem Dampfer in die neue Heimat

In das große Schiff soll ich einsteigen, hab' ich mir gedacht", erzählt Josef Zinter. Er kann sich noch genau erinnern, als er am 25. März 1956 den Dampfer in Richtung New York betrat. Er ließ wie viele andere Burgenländer seine Heimat in Deutsch Schützen, Bezirk Oberwart, hinter sich und brach in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten auf.

Sechs Jahre liefen die Vorbereitungen, bis er, seine Mutter und zwei Geschwister am Hafen standen, vor dem riesigen Auswandererschiff. "Unseren Vater mussten wir daheim lassen", erklärt Zinter. Er bekam noch keine Bewilligung und blieb noch zwei Jahre in Deutsch Schützen.

Mit 16 Jahren kam der Burgenländer nach New York, heute hat er fünf erwachsene Kinder und arbeitet mit seinen 71 Jahren noch mit Freude in der Forschungsabteilung des Computerherstellers IBM. Sein Elternhaus in Deutsch Schützen ist sein ganzer Stolz und ein Anker in der alten Heimat.

"Etwas Englisch hab' ich in der Schule gelernt", sagt der 71-Jährige, der zwischen Hochdeutsch, burgenländischer Mundart und dem Englischen problemlos wechselt. Richtig Englisch lernte er erst in einer Abendschule, nebenbei erledigte er kleine Arbeiten. Nach kurzer Zeit in New York wollte er aber so schnell wie möglich wieder nach Hause. "Vater verkauf' meine Hasen und Hendl nicht, hab ich ihm damals geschrieben. Sobald ich das Geld beisammen hab' komme ich heim", schildert Zinter. Doch seine Zukunft sei in Amerika gewesen und nicht am Hof in Deutsch Schützen.

Der Zusammenhalt unter den Auslandsburgenländern sei schon immer gut gewesen. "In den 60er Jahren trat ich in die Burgenländische Bruderschaft ein." Bei den Treffen gab es burgenländische Spezialitäten und die Auswanderer konnten sich austauschen.

Ausbildung

Zinter machte eine technische Ausbildung, verdiente nicht schlecht und konnte all seinen Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen. Auch das Haus im Burgenland begleitete ihn in Amerika weiterhin. Er brachte es über all die Jahre wieder auf Vordermann. "Gemeinsam mit meinem Vater und meinem Bruder haben wir viel renoviert", sagt Zinter. In den vergangenen sieben Jahren war er immer auf Besuch in der alten Heimat und immer gab es etwas zu tun. "Die Jalousien habe ich dieses Mal abgeschliffen und neu gestrichen." Besonders stolz ist der "Burgenland-Amerikaner" auf sein Stadeltor. "Wir haben die Bäume gefällt und daraus das Tor gebaut", erklärt der 71-Jährige.

Auch seine Kinder und Enkel waren schon zu Besuch im Burgenland. "Deutsch haben sie auch etwas von mir gelernt", erklärt Zinter. Beim Auswandererpicknick in Moschendorf ist er fast jedes Jahr dabei. Seine Tochter Debby wurde 1996 dort sogar zur Miss Burgenland gewählt. Seine Heimat sieht er bis heute in New York und Deutsch Schützen.