Martin Pucher: "Ich habe es nimmer derblosen"
Von Thomas Orovits
Um 10.26 Uhr begann am Dienstag die Befragung von Martin Pucher. Nach langem Tauziehen war die Zentralfigur des Commerzialbankskandals mit einem Schaden von 870 Millionen Euro tatsächlich vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags erschienen. Begleitet wurde der nach zwei Schlaganfällen schwer gezeichnete 64-jährige Ex-Bankvorstand und frühere langjährige Präsident des SV Mattersburg von seiner Frau Elisabeth, die schon im Ausschuss ausgesagt hatte ("die Bank war bei uns zu Hause tabu") und Anwalt Norbert Wess begleitet.
Pucher durfte nach dringender Empfehlung des medizinischen Gutachters Manfred Walzl nur rund 45 Minuten befragt werden, außerdem waren zwei Ärzte anwesend.
Verfahrensrichter Walter Pilgermair wollte zu Beginn wissen, warum das Land Mitte der 1990-er Jahre die Revision der Eigentümergenossenschaft der Commerzialbank übernommen hatte? Pucher hat damals Raiffeisen verlassen - Raiffeisen sagt, man wollte ihn loswerden - und brauchte einen neuen Revisor. Die damalige rot-schwarze Landesregierung unter SPÖ-LH Karl Stix hat die Revison übernommen.
Immer wieder von Weinkrämpfen geschüttelt und von seiner Frau gestreichelt antwortete Pucher: "Den Stix können Sie nicht mehr befragen, der ist tot", so Pucher. Stix wollte noch mit seinem damaligen ÖVP-Vize Gerhard Jellasitz reden, dann sei der positive Bescheid gekommen. "Mehr kann ich Ihnen nicht sagen", so Pucher.
Goldplättchen für Niessl, Kaplan und Bürgermeister
Er gab auch an, dass sowohl Alt-LH Hans Niessl (SPÖ) als auch die Mattersburger SPÖ-Bürgermeisterin Ingrid Salamon zum runden Geburtstag "Goldplättchen" erhalten hatten. (SPÖ-Landesrat Christian Illedits musste deshalb im Sommer 2020 zurücktreten). „Alle Geschenke, die mir als Landeshauptmann zu meinen Geburtstagen zugesandt wurden, gingen 1:1 in einen Sozialfonds“, ließ Niessl wenige Minuten später dementieren.
Auch andere Bürgermeister und auch Ex-ÖVP-Wirtschaftslandesrat und Fußballpräsident Karl Kaplan hätten solche Präsente erhalten.
Auf die Frage, warum die Prüfer von FMA und Nationalbank die Malversationen in der Bank jahrelang nicht entdeckt hätten, sagte Pucher: "Ich glaube, ich hätte sie entdeckt, wenn ich Prüfer gewesen wäre" - und zwar anhand der gefälschten Kredite. Es habe aber seinerseits nie Zuwendungen an Bankprüfer gegeben und "ich war auch nicht mit ihnen essen", das seien alles "korrekte" Leute gewesen.
Wo die vielen Millionen aus der Bank hin verschwunden sind? "Das wüsste ich selber gerne", so Puchers trockene Antwort.
Dass er am 14. Juli 2020, mitten in einer Prüfung durch die Nationalbank, Selbstanzeige erstattet habe, begründete Pucher erdig: "Ich hab es nimmer derblosen".
Außer den schon bekannten Infos an Aufsichtsräte seien keine weiteren Personen im Vorfeld der Bankschließung informiert worden, versicherte Pucher.
Pucher gab auch an, dass er mit 18 Jahren einen Mitgliedsantrag bei der ÖVP unterschrieben habe, politisch aktiv sei er aber nie gewesen. Nach "10 oder 20 Jahren" habe er dann schriftlich seinen Austritt bekanntgegeben.
"Ich habe mich nie bereichert, es tut mir unendlich leid", verlas Pucher am Ende eine persönliche Erklärung. Mit einem erleicherten "Danke" verabschiedete er sich.