Klare Worte bei der Gedenkfeier für ermordete Roma
Mit Schrecken erinnert sich Kreszenzia Entner am Samstag im mittelburgenländischen Lackenbach an ihre frühe Kindheit. Sie war zweieinhalb Jahre alt, als sie und ihre Familie in das „Zigeuner-Anhaltelager“ Lackenbach gebracht wurden. „Es war grausam. Aber wir hatten Glück und haben überlebt“, sagt die heute 74-Jährige.
In Lackenbach wurde 1940 das größte Lager für Roma und Sinti Österreichs errichtet, 4000 Menschen waren inhaftiert. Viele von ihnen wurden in das Konzentrationslager Ausschwitz oder in das Ghetto Lódz deportiert und dort ermordet.
Dort, wo sich einst das Lager befunden hatte, steht heute ein Mahnmal, das an die Opfer der Nazis erinnern soll. Bundespräsident Heinz Fischer gedachte – neben den Spitzen der Landesregierung und diplomatischen Vertretern aus England und Osteuropa – am Samstag der Opfer der Nazis.
Fischer erklärte in seiner Rede, dass es beschämend sei, was während des Nationalsozialismus passiert sei: „Wir sind den Roma und Sinti noch sehr viel schuldig an Zuwendung und an Bewusstmachung, was ihnen angetan wurde.“ Umso wichtiger sei es, dass Veranstaltungen wie jene in Lackenbach das Bewusstsein schärfen. Der Bundespräsident betonte auch, dass „Wahnideen verbunden mit dem Ziel der Ausgrenzung nie wieder Einzug halten dürfen“.
Landeshauptmann Hans Niessl erklärte, dass auch Burgenländer an den Gräueln des Nationalsozialismus beteiligt gewesen waren. Die Politik müsse sich heute bei den Opfern entschuldigen. Landesvize Franz Steindl sieht es „als Verpflichtung, die Erinnerung wachzuhalten.“
Volksgruppe
Von den tausenden in Lackenbach Festgehaltenen hatten nur 300 bis 400 die Befreiung des Lagers im Jahr 1945 erlebt. Einer von ihnen ist der im Lager geborene Rudolf Sarközi. Er ist heute Obmann des Kulturvereins Österreichischer Roma.
Vor 20 Jahren wurden die Roma als sechste Volksgruppe in Österreich anerkannt. Seither, sagt Sarközi, habe sich vieles zum Besseren gewendet. Vor allem im Bereich Bildung und Soziales. Es gebe aber noch viel zu tun, vor allem im Hinblick auf den zunehmenden Rassismus bedingt durch die Armutswanderung aus Osteuropa.
Verärgert sei er darüber, dass in Kemeten (Bezirk Oberwart), wo 200 Roma vertrieben und ermordet wurden, bisher keine Gedenkstätte errichtet wurde. „Ich lasse mir meine Opfer nicht beleidigen“, sagt Sarközi. Auf Anfrage des KURIER erklärte Kemetens Bürgermeister Johann Nussgraber (SPÖ), dass eine Gedenkstätte geplant sei: „Bevor ich mein Amt niederlege, werde ich das erledigen.“