Kreativität als Chance für den Wiedereinstieg in den Beruf
Die Zahl der Arbeitslosen steigt – auch im Burgenland. Zwar ist der Anstieg mit 0,9 Prozent im Vergleich zum November des Vorjahres österreichweit am geringsten, dennoch sind 9207 Burgenländer ohne Job. Vor allem der Anteil der über 50-Jährigen ist mit 3173 besonders hoch. Damit sich ihre Chancen auf einen neuen Job erhöhen, gibt es seit Kurzem eine vom AMS geförderte Werkstatt des Vereins Koryphäen. Während Frauen seit Jahren in einem Second Hand Shop und einer Textilwerkstatt Praxis erwerben, werden ab sofort auch über 50-jährige Männer in dem sozialökonomischen Betrieb aufgenommen.
Designer
Es wird gezeichnet, geschnitten, abgemessen. Vier Männer und drei Frauen sitzen um einen großen Tisch in der Werkstatt. "Wir arbeiten gerade an einem 3D-Bilderrahmen", erklärt Werkstattleiter Werner Giefing.
Acht Männer arbeiten seit Oktober bei den Koryphäen. "Wir haben mit einem leeren Raum angefangen. Die Werkbank, die Regale, alles haben wir selbst zusammengebaut."
Schwerpunkt der Werkstatt liegt auf Inneneinrichtung und Dekoration. Re-Use und Re-Design lautet das Motto. Gebrauchte Produkte werden zweckentfremdet und neu aufbereitet. So werden aus alten Fahrradschläuchen oder Kitesegeln eben Sesselbezüge oder aus Kaffeesäcken Taschen. Jedes Produkt ist ein Unikat. "Das schont Ressourcen und entlastet die Umwelt", betont Giefing. Derzeit machen die Männer Holzengel für die Weihnachtsmärkte und Flaschenhalter aus Holz. "Die sind der Renner."
In der Werkstatt werden nur kleine maschinelle Arbeiten sowie Reparaturen durchgeführt. Größere Arbeiten übernimmt ein ortsansässiger Elektrotechniker, der die Männer auch regelmäßig schult.
Während die Männer auf Recycling setzen, werden die Koryphäen-Frauen zu Modedesignerinnen. In der Textilwerkstatt wird der burgenländische Blaudruck zu ausgefallener Trachtenmode, Duftkissen oder Tischwäsche verarbeitet. Verkauft werden die Produkte im hauseigenen Second Hand-Shop und derzeit auf den verschiedensten Christkindlmärkten. "Das Weihnachtsgeschäft ist für uns sehr wichtig. Der Dezember ist der stressigste Monat", sagt Geschäftsführerin Eva Steindl.
Die Frauen und Männer können maximal ein Jahr bei den Koryphäen arbeiten. Dann sollten sie im Arbeitsmarkt wieder Fuß gefasst haben. "Wir sind nur eine Starthilfe, unterstützen bei der beruflichen und individuellen Entwicklung." Ziel ist, dass in den zwölf Monaten ein Folgearbeitsplatz gefunden wird. "Da liegt unsere Vermittlungsquote bei Frauen mit Lehrabschlüssen derzeit bei 90 Prozent", sagt Steindl.
Der 1995 gegründete sozialökonomische Betrieb für Frauen wurde im Oktober 2014 um eine Männerwerkstatt erweitert. Im Betrieb werden 24,5 Arbeitsplätze angeboten. Seit 1998 können Frauen auch den Abschluss zur Einzelhandels-, Bürokauffrau oder Damenkleidermacherin machen. 560 Frauen waren seit 1995 bei den Koryphaen beschäftigt. 62 konnten eine Lehre abschließen. Der Verein wird vom AMS und aus Eigenerlösen finanziert.