Chronik/Burgenland

Krages-Chef im Visier der Politik

Die Krankenanstaltengesellschaft (Krages) in Eisenstadt wird derzeit auf Herz und Nieren geprüft. Seit Tagen tummeln sich neben Mitarbeitern der Rechtsanwaltskanzlei Dax & Partner auch Wirtschaftsprüfer von M&A Treuhand in der Krages-Zentrale am Josef-Hyrtl-Platz. Die Wiener Wirtschaftsprüfer waren auch in die Sonderprüfungen nach dem Begas-Skandal eingebunden.

Offiziell wird die per Regierungsbeschluss angeordnete Prüfung mit der Eingliederung der 100-prozentigen Landestochter Krages mit einem Jahresumsatz von rund 170 Millionen Euro in die Burgenländische Landesholding begründet. Hinter vorgehaltener Hand wird freilich ein ganz anderer Hintergrund kolportiert: Der bei Teilen des Aufsichtsrates und Eigentümervertretern von Landeshauptmann Hans Niessl und Gesundheitslandesrat Norbert Darabos (beide SPÖ) abwärts in Ungnade gefallene Krages-Chef René Schnedl soll abserviert werden. Dafür spricht, dass die Prüfer sogar Einblick in den persönlichen Kalender des 43-jährigen Steirers begehrt haben. Dem Vernehmen nach könnte es schon innerhalb der nächsten Woche zur Ablöse des Mehrfach-Akademikers kommen, der vor seinem Krages-Engagement bei den Barmherzigen Brüdern war.

Dienstrecht

Niessl und Darabos wollen sich dazu nicht äußern. Wie der KURIER aber aus dem Landhaus erfahren hat, werden dem in der Mitte seines fünfjährigen Vertrages stehenden Manager keine strafrechtlich relevanten Verfehlungen angelastet, sehr wohl aber mögliche dienstrechtliche Schnitzer.

Etwa im Zusammenhang mit der verzögerten Auszahlung einer monatlichen Gehaltserhöhung von 250 Euro brutto für diplomierte Krankenpfleger und Hebammen (der KURIER hat berichtet) oder der Bestellung des aus dem Niessl-Büro kommenden neuen Krages-Prokuristen Georg Funovits.

Schnedl weist alle Vorwürfe strikt zurück, er lasse sich seinen guten Ruf sicher nicht anpatzen.

Kommt es tatsächlich zum Wechsel an der Krages-Spitze, unter deren Dach 2600 Mitarbeiter unter anderem in vier Spitälern und drei Pflegeheimen beschäftigt sind, übernimmt der oder die Neue auch den Neubau des Krankenhauses Oberwart. Ein Detail: Die bisher genannten Kosten von 160 Millionen Euro galten zum Zeitpunkt des Regierungsbeschlusses 2014. Bis zur Eröffnung nach 2020 könnten es durch Indexanpassungen an die 200 Millionen werden.

Vielleicht trifft sich die Krages bald mit ihrem (Noch)-Geschäftsführer René Schnedl vor dem Arbeitsgericht (siehe Bericht oben), am Dienstag war Schnedl jedenfalls noch Zeuge in einem anderen Verfahren. Primarius Kurt Resetarits hat seinen Arbeitgeber auf Erfüllung seines Dienstvertrags und Nachzahlung von 120.000 Euro geklagt. Richterin Gerlinde Nemeth hat dieses Verfahren gestern geschlossen, das Urteil ergeht in den nächsten Wochen schriftlich.

Der lange Rechtsstreit kurz erklärt: Der Güssinger Resetarits, der viele Jahre sechs Spitäler in der Steiermark geleitet hat, wurde ab Juli 2013 Chef des Spitalsverbundes Oberwart-Güssing-Oberpullendorf. Im fünfjährigen Dienstvertrag wurden dafür rund 13.000 Euro monatlich vereinbart, der Verbund wurde aber nach drei Jahren aufgelöst und Resetarits leitet seither vertragsgemäß "nur" Oberwart. Statt mit Resetarits einen neuen Dienstvertrag zu gestalten, wurde sein alter ohne sein Zutun geändert und sein Salär um die Hälfte gekürzt. Kommentar der Richterin: "Ein Vertrag ist immer zweiseitig".