Kalte Realität statt Kellerromantik
Eisige minus 1 Grad hat das Thermometer Freitagfrüh in manchen Ortschaften des Weinbaugebiets Eisenberg im Südburgenland angezeigt. Von herbstlichen Temperaturen also keine Spur, ebensowenig wie von klischeebehafteter Weingarten- und Kellerromantik, die in so manchen TV-Formaten immer wieder vermittelt wird. Burgenlands Winzer und ihre Helfer stehen derzeit von Früh bis Spät in ihren Weingärten und Kellern, um die Ernte des Jahres einzubringen und anschließend gleich zu verarbeiten. „Ich bin fast schon so warm angezogen, wie normalerweise bei der Eisweinlese, da fehlt nur noch der Skianzug“, beschwert sich eine ungarische Erntehelferin über die Eiseskälte in den frühen Morgenstunden.
Zuversichtlich
Die Winzer selber nehmen die Temperaturen gerne in Kauf, tragen sie doch wesentlich zur Qualität des Traubenmaterials bei. „Die Kälte macht gar nichts, die Traubenhaut wird dünner und das ist gut“, erklärt Agrarlandesrat Andreas Liegenfeld, selbst Weinbauer. „Das Wetter ist herrlich, nahezu perfekt“, schwärmt Josef Wiesler vom Weingut Wachter-Wiesler im südburgenländischen Deutsch Schützen. Die kleinen Mengen an Weißwein-Trauben und Zweigelt sind bereits im Keller, nächste Woche startet der Familienbetrieb mit der Hauptlese: Blaufränkisch, Merlot und Cabernet Sauvignon müssen geerntet werden. Und wenn das Wetter so bleibt „sind vielleicht noch ein paar Zuckergrade mehr drinnen“, freut sich Wiesler.
Dabei hatte es für viele Winzer am Eisenberg nach massiven Unwettern im Sommer gar nicht gut ausgesehen. Viele Lagen am Eisenberg sind dem Hagel zum Opfer gefallen, der Schaden bei einigen Weingärten betrage 100 Prozent. Aber dieser „erste Schock“ sei jetzt überwunden, jetzt heißt es das beste aus der Situation zu machen, zeigt sich der Weinbauer zuversichtlich.
Während es im Süd- und Mittelburgenland Hagelschäden sind, die Ernte in manchen Weingärten bescheiden ausfallen lassen, sind es im Norden des Landes Trockenschäden. Auf der Parndorfer Platte gebe es zwar Schäden, „aber in den Keller kommt trotzdem nur bestes Traubenmaterial, da bei der händischen Lese im Weingarten gleich alles selektiert wird“, erklärt Jungwinzerin Eva Koppitsch aus Neusiedl am See. Die Sorgen nach der langen Trockenperiode hätten sich letztendlich nicht bewahrheitet. Das Neusiedler Weingut Koppitsch hat kürzlich bereits einen Jungwein präsentiert, „einen spritzigen, fruchtigen, leichten Weißwein, der sehr gut angenommen wird“, sagt Koppitsch und sieht den „Jungen Weißen“ als „Vorboten“ für den gesamten Jahrgang 2013, „von dem wir uns viel versprechen“.
Kein Zuckerschlecken
Dass die Arbeit als Winzer „kein Zuckerschlecken“ ist, hat Schauspielerin Katharina Strasser kürzlich im Weingut von Franz Weninger am eigenen Leibe erfahren. Für den Dreh der ORF Staffel „Die härtesten Jobs Österreichs“ waren Strasser und ein Team aus Kameraleuten und Tontechnikern einige Tage lang zu Gast im mittelburgenländischen Horitschon. „Sie hat schon angepackt und mitgearbeitet, aber die Arbeit im Weingarten hat Kathi unterschätzt und ist nach dem ersten Tag schon frühzeitig erschöpft ins Bett gefallen“, verrät Weninger. Nach Abschluss der Dreharbeiten kann sich der Winzer nun wieder voll und ganz seiner Arbeit widmen. „Die Charakteristik der unterschiedlichen Blaufränkisch Lagen wurden vor allem durch die kühlen Nächte positiv beeinflusst. Das Weinjahr 2013 verspricht ausgewogene und balancierte Weine“, kündigt Weninger an.