Jubiläums-Feier: Remmidemmi der schöneren Art
Von Georg Gesellmann
Gemma doch in den Schatten, das hält ja kein Mensch aus", sagt eine ältere Dame, einen Becher in der Hand, zu ihrem Partner am Europaplatz. Vor dem burgenländischen Landhaus in Eisenstadt, wo am Sonntag ein Remmidemmi der schöneren Art stattfand. Es galt nämlich ein Jubiläum zu feiern: Das Burgenland wurde 90 Jahre jung.
Ja, heiß war es gestern in der Tat. Doch der guten Laune taten die gefühlten 50 Grad über Null bei den rund 6000 Besuchern keinen Abbruch. Die Dorfmusikanten von Zillingtal liefen zur Hochform auf. Sie spielten was das Zeug hielt. Die Menschen kamen in Stimmung.
Friedrich Preissecker aus Pöttsching fand "den großen Aufwand" für die Festivitäten als gerechtfertigt. "Das können wir uns leisten. Wir haben uns ein Leben lang abgestrudelt, daher dürfen wir auch feiern". Ein wenig wehmütig ist er dann doch, "weil heute die typisch burgenländischen Stiefeln aus der Mode gekommen sind."
Gerti Manninger aus Kobersdorf, eine schillernde Figur in der burgenländische Kulturszene, sagte: "Ein bisschen könnten wir schon über gewisse Dinge nachdenken." Es sei nicht alles eitel Wonne und meint: "Sind wir froh, dass wir Mitglied eines großen Europas sind."
Standing Ovations
Und dann war noch ein eher ungewohntes Bild zu beobachten. Als die politische Prominenz an der Spitze mit Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann und Landeshauptmann Hans Niessl das Festzelt betraten, gab es Standing Ovations. Vielleicht lag es am Staatsoberhaupt, der sich im Burgenland sichtlich wohl fühlt (erst am Freitag war er in Andau beim Eröffnungsfest der Winzerfamilie Scheiblhofer). Zum Deutschmeister-Marsch klatschte er den Takt, schüttelte Hände und strahlte ein gewisses Hochgefühl aus. Bereits in seiner Rede in der Landtagssitzung meinte Heinz Fischer: "Es freut mich, dass wir in guter Stimmung und mit Stolz einen schönen, runden Geburtstag feiern können."
Das Staatsoberhaupt erinnerte an die "dramatischen Geburtsvorgänge" rund um die Entstehung des Landes: Nach dem Vertrag von St. Germain 1919, in dem es Österreich zugesprochen wurde, habe es noch zwei "turbulenten Jahre mit schwierigen Verhandlungen" gedauert, bis das Burgenland ein fixer Bestandteil der Republik Österreich gewesen sei. Die Bereitschaft zum Blick nach vorne und zur Zusammenarbeit sowie Engagement und Fleiß der Menschen im Burgenland seien entscheidende Grundlagen für das Erreichte, so Fischer, der sich bei den Burgenländern für ihre bisherigen Leistungen bedankte.
Beispiel in Europa
Auch Bundeskanzler Werner Faymann, der laut eigenen Angaben in seiner Kindheit "viele Sommermonate" im Burgenland verbrachte, streute Rosen: "Dieses Land ist ein besonders herausragendes Beispiel in Europa, dass man Unterschiedlichkeit in Geschichte, Kultur und Sprache nicht als Bedrohung versteht, nicht die Ängste in den Vordergrund treten lässt, sondern dass man es als Chance der Vielfalt und als gemeinsame Stärke versteht." Das sei ein Beispiel in Europa, das sei ein Beispiel in Österreich.
Für Landeshauptmann Hans Niessl ist das Burgenland unter schwierigen Umständen gestartet. Doch die Entwicklung des Burgenlandes sei "eine Geschichte des Aufstiegs". "Aus dem einstigen Schlusslicht ist ein Vorzeige-Bundesland geworden."