In die Therme Lutzmannsburg werden bis zu 30 Millionen Euro investiert
Von Thomas Orovits
KURIER: Die
FPÖ kann die Causa Krages mangels direkter Zuständigkeit erste Reihe fußfrei verfolgen. War diese Eskalation notwendig?
Alexander Petschnig: Der Kollege (Norbert, Anm.) Darabos hat uns in der Regierungssitzung informiert, dass die Entlassung des Geschäftsführers notwendig war. Der Wahrheitsgehalt der Vorwürfe wird vor Gericht zu beweisen sein. Nachdem ich nicht involviert bin, tue ich mir mit einer abschließenden Bewertung schwer.
Jüngst gab es in Ihrer Zuständigkeit den – geräuschlosen – Abgang von Tourismuschef Mario Baier. Wurde die gesamte Restlaufzeit des Vertrags ausbezahlt?
Wir haben Stillschweigen vereinbart, aber so viel kann ich sagen, dass nicht der gesamte Betrag geflossen ist.
Schon seit Jahren streiten das Land und Esterházy an mehreren Schauplätzen. Sollte man nicht endlich einen „Generalvergleich“ erzielen, damit die beiden großen Player wieder an einem Strang ziehen können?
Ich arbeite mit Esterházy sehr gut zusammen, auch mit Generaldirektor Stefan Ottrubay persönlich. Natürlich wäre ein entspannteres Verhältnis besser, gemeinsam könnte man das touristische und kulturelle Angebot des Landes besser vermarkten.
Das Verhältnis zwischen SPÖ-Kulturlandesrat Helmut Bieler und Stefan Ottrubay ist zerrüttet. Sie sind von all dem unbelastet, würden Sie vermitteln?
Ich nehme diese Idee gerne auf, aber dazu müssten das beide wollen. Der Konflikt geht ja schon Jahre zurück, da will ich über niemanden den Stab brechen.
Sie halten sich nobel zurück, wenn es um SPÖ-Ressorts geht, umgekehrt pfuscht Ihnen der rote Landtagspräsident Christian Illedits im Tourismus immer wieder ins Handwerk.
(lacht) Es steht jedem Tourismussprecher frei, sich über steigende Nächtigungszahlen zu freuen. Ich habe ihn nur gebeten, bei so heiklen Projekten wie der
Therme Lutzmannsburg vorsichtiger zu sein. Wenn er von Investitionen spricht, ohne konkret zu werden, werden Erwartungen geweckt, die vielleicht enttäuscht werden. Die Beschwerden kämen dann aber zu mir, ich müsste mich rechtfertigen. Wir arbeiten seit Monaten am Investitionsprogramm und wollen alle Beteiligten ins Boot holen.
Was ist geplant?
Das Resort läuft sehr gut, im Hochsommer hatten wir sogar eine 100-prozentige Auslastung. Jetzt wollen wir das Resort mit einem modulartigen Investitionsprogramm weiter entwickeln. Ganz wichtig ist mir, private Hotels vor Ort und die ganze Region mitzunehmen. In Summe wollen wir 25 bis 30 Millionen Euro investieren.
In welchem Zeitraum?
Man kann alles auf einmal machen oder nach und nach, um zu sehen, wie sich die Investitionen auf die Auslastung auswirken. Die Details werden wir noch im ersten Halbjahr präsentieren.
Die Ausrichtung auf Eltern mit Kindern bleibt?
Die bleibt, weil sie erfolgreich ist. Wir sind wohl europaweit einzigartig positioniert. Ob wir für die Besucher aus der Region wieder einen Ruhebereich schaffen, hängt davon ab, ob sich die Kosten von ein bis zwei Millionen Euro durch höhere Auslastung wieder hereinspielen lassen.
Wird die Therme während allfälliger Umbauten geschlossen?
Sicher nicht die ganze Therme.
Ist die Privatisierung vom Tisch?
Der grundsätzliche Privatisierungsauftrag für alle Thermen bleibt aufrecht, aber es gibt keine akute Notwendigkeit. Wenn ein neuer Karl Reiter wie seinerzeit in Stegersbach vor der Tür steht und einen guten Preis bietet, sagen wir nicht nein. Aber wir verkaufen sicher nicht an Finanzinvestoren oder andere Branchenfremde.
Derzeit wird für
Lutzmannsburg ein neuer Geschäftsführer gesucht, wie viele Bewerber gibt’s?
Die Frist ist in der Vorwoche abgelaufen, 38 Interessenten haben sich beworben, darunter einige Kapazunder. Ein externer Personalberater stellt in der Regierung die Besten vor, dann wird entschieden.
Schon bestellt ist der neue Tourismuschef fürs Land. Hannes Anton tritt sein Amt am 1. Juli an und hat schon angekündigt, die Zahl der bisher 17 regionalen Tourismusverbände drastisch reduzieren zu wollen. Wann gibt es nur mehr drei?
Ob‘s drei oder fünf sind, ist Geschmacksfrage. Diese Verbände sind eigene juristische Einheiten, wir können dort nur motivieren und auf Best-Practice-Beispiele verweisen. In Tirol oder Kärnten hat es diesen Prozess schon vor 25 oder 30 Jahren gegeben. Wenn wir weiter mithalten wollen, müssen auch wir die Kräfte bündeln.
Der Tourismus ist mit 14.000 Beschäftigten auch ein wichtiger Arbeitgeber. Rot und Blau waren schon vor der Wahl der Meinung, dass auch da mehr Burgenländer zum Zug kommen sollten. Viel ist da nicht passiert, oder?
Doch. Wenn man sich die Belegschaft in landesnahen Betrieben anschaut, gibt es bei der Beschäftigung von Inländern zum Teil Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich. In Lutzmannsburg arbeiten rund 60 Prozent Inländer und 40 Prozent Ausländer, vor der Wahl war‘s umgekehrt. In der Therme Frauenkirchen sind es noch mehr.
Aber immer noch sind mehr als 20 Prozent der rund 100.000 Beschäftigten im Land Ausländer, vor allem Ungarn.
In private Unternehmen kann und will ich gar nicht hineinregieren. Da geht es nur über Anreize und Bewusstseinsbildung, salopp gesagt muss man gut zureden.
Finanzielle Boni für Beschäftigung von Burgenländern?
Da hätten wir ein rechtliches Problem. Wir prüfen die Möglichkeit, bei Auftragsvergaben der öffentlichen Hand bestimmte Kriterien einzuziehen. Ich bin für ein pragmatisches Vorgehen mit Augenmaß. Das Problem ist weniger, wenn ein Ungar oder ein Slowake regulär im Burgenland beschäftigt ist, sondern wenn bei Werkverträgen nicht alle steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Vorschriften eingehalten werden. Zu schaffen machen uns auch Entsendungen aus dem Ausland im Bau- und Baunebengewerbe. Aber da können wir nur Wünsche an die Bundesregierung richten, im Land sind uns die Hände gebunden.
Haben Sie da nicht Sorge, dass FPÖ-Wähler enttäuscht sind?
Unsere Maßnahmen im Land werden sukzessive greifen, dann gibt es eine sichtbare Veränderung. Die Burgenländer sind offenbar zufrieden, eine Umfrage signalisiert uns Zuwächse (17,5 Prozent würde die FPÖ demnach jetzt bei einer Landtagswahl erreichen, 2015 waren es 15 %, die Umfrage wurde von der
SPÖ in Auftrag gegeben; Anm.).
Soll Rot-Blau nach 2020 fortgesetzt werden?
Aus heutiger Sicht spricht nichts dagegen. Es wird gut gearbeitet und zwischen den Regierungsmitgliedern gibt‘s keinen Futterneid.
Streift nicht die SPÖ den Profit ein? Landeshauptmann Hans Niessl ist nicht zuletzt mit Ideen dauerpräsent, die man eher mit der FPÖ verbindet.
Wenn Positionen der FPÖ von anderen übernommen werden, ist das nichts Schlechtes. Das macht nicht nur der Landeshauptmann, sondern auch der Bundeskanzler oder die ÖVP-Minister (Sebastian) Kurz und (Wolfgang) Sobotka. Und Niessl ist präsent, weil er in der SPÖ eine große Nummer ist.
Glauben Sie, dass er 2020 noch einmal kandidiert?
Das ist seine höchstpersönliche Entscheidung. Meine subjektive Einschätzung ist, dass ihm das kollegiale Klima in der Landesregierung taugt, das wirkt leistungsfördernd.
Wer wird FPÖ-Spitzenkandidat – Hans Tschürtz,
Norbert
Hofer oder Sie?
(lacht) Ich sicher nicht, das kann ich ausschließen. Hans Tschürtz hat 2015 das bisher beste FPÖ-Ergebnis eingefahren und er selbst hat danach Norbert Hofer ins Spiel gebracht. Insofern müssen sich die beiden Herren das ausmachen. Ich glaube, dass wir mit beiden gewinnen können und ich würde selbstverständlich beide unterstützen.
Sind Sie schon mehr Burgenländer als Kärntner?
Die Intonation kriegt man nicht so leicht weg, aber sonst bleibt vom Kärntner nicht mehr viel übrig.