Chronik/Burgenland

Hubschrauberstützpunkt im Nordburgenland in der Warteschleife

Der Start verzögert sich. Als die SPÖ-Alleinregierung im Februar 2020 ihr Regierungsprogramm präsentiert, ist darin auch ein Flugrettungsstützpunkt im Bezirk Neusiedl am See vorgesehen. Eine schnellere Notfallversorgung spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Anbindung der Flugrettung an das geplante Krankenhaus in Gols. Bisher wird der Landesnorden von den Christophorus-Stützpunkten in Oberwart und Wiener Neustadt angeflogen.

Die Installation des neuen Flugrettungsstandortes wurde im Regierungsprogramm für „Jahresbeginn 2021“ in Aussicht gestellt. Im Mai 2021 sucht man den neuen Heliport im nördlichsten Bezirk des Landes aber noch vergeblich. Bis dato gibt es auch noch keine Ausschreibung seitens des Landes.

Projekt wird evaluiert

Der KURIER hat sich im Büro von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) nach dem aktuellen Projektstand erkundigt. „Es findet derzeit eine Evaluierung statt, welches Modell die beste Versorgung für das Nordburgenland bietet. Covid hat uns einiges gelehrt, was es bei dem Projekt zu bedenken gibt“, räumt Jasmin Puchwein, Sprecherin des Landeshauptmannes, ein.

Im kommenden Herbst soll jedenfalls eine Entscheidung fallen und eine entsprechende Ausschreibung folgen. In der Zwischenzeit sei das Nordburgenland durch die bestehenden Flugrettungsstützpunkte gut versorgt, versichert Puchwein. Nach der Präsentation des Regierungsprogrammes im Vorjahr wurde vonseiten des ÖAMTC Interesse an einem etwaigen Auftrag für einen weiterein Hubschrauber-Stützpunkt bekundet. Darauf angesprochen, sagt Flugrettungssprecher Ralph Schüller am Montag zum KURIER: „Wir sind dabei, unsere Fühler nach möglichen Grundstücken auszustrecken, aber für eine genauere Projektplanung ist es noch zu früh“.

17.281-mal. So oft wurde die ÖAMTC-Flugrettung österreichweit im Jahr 2020 alarmiert.
935 Einsätze davon hat der in Oberwart stationierte Christophorus 16 (C16) absolviert.

Im Schnitt sind die Lebensretter aus der Luft also jeden Tag dreimal abgehoben.
Am häufigsten wurde der südburgenländische Rettungshubschrauber im Jahr 2020 wegen internistischer und neurologischer Notfälle wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle gerufen (46 Prozent aller Einsätze). 25 Prozent der Notfälle, zu denen der Christophorus angefordert wurde, sind Unfälle.

 „Die Crews von Christophorus 16 haben 2020 einmal mehr gezeigt, dass der Notarzthubschrauber wesentlicher Bestandteil der notfallmedizinischen Versorgung ist“, lobt Reinhard Kraxner, Geschäftsführer der ÖAMTC-Flugrettung, die Oberwarter Luftretter.  

Bei der „Flugrettung Martin“ dürften die Pläne schon konkreter sein. Das Salzburger Unternehmen ist seit über einem Jahr auf der Suche nach einer geeigneten Fläche, um im Falle einer Ausschreibung ein ausgereiftes Projekt präsentieren zu können. Nachdem Geschäftsführer Roy Knaus mit Anfragen in Neusiedl am See und Parndorf abgeblitzt ist, dürfte er jetzt fündig geworden sein: Ein Unternehmer sei bereit, ein Grundstück auf Potzneusiedler Hotter zur Verfügung zu stellen, verrät Knaus.

Potzneusiedls Bürgermeister Franz Werdenich (ÖVP) steht dem Projekt aufgeschlossen gegenüber: Der Lärmpegel würde auf diesem Standort, direkt neben der Nordost Autobahn A6, kaum ins Gewicht fallen. Zudem kämen der 600-Einwohner-Gemeinde die zusätzlichen Kommunalsteuer-Einnahmen sehr gelegen. Eine schnelle notärztliche Versorgung vor der Haustür zu haben sei ein weiterer Bonus für die Bevölkerung.