Chronik/Burgenland

„Gibt nur einen Schuldigen und das bin ich“

Der Streit bei einem Sommerfest im Tennisclub in Wimpassing im Bezirk Eisenstadt-Umgebung hatte im Juli dieses Jahres für Aufsehen gesorgt. Eine Auseinandersetzung zwischen dem 45-jährigen Peter W. und dem gleichaltrigen Wiener Roland H. eskalierte. W. soll drei Schüsse auf seinen Kontrahenten abgegeben haben. Am Freitagvormittag wurde der tragische Vorfall im Rahmen einer Tatrekonstruktion nachgestellt.

Richterin, Staatsanwältin, Sachverständige, Anwalt und Kriminalpolizisten drängten sich rund um das Vereinshaus des Tennisclubs. Das Opfer war bei dem Lokalaugenschein nicht dabei, er muss sich einer Rehabilitation unterziehen.
Der Lokalaugenschein verlief ruhig, der mutmaßliche Täter – er wird von Star-Anwalt Werner Tomanek verteidigt – schilderte aus seiner Sicht, was an jenem Sommerabend passierte. Er habe mit seiner Gattin und der kleine Tochter das Fest besucht. „Es war wunderschön und lustig, die Gäste haben getanzt“, so der Beschuldigte. Er habe Wein getrunken, wie viel, wisse er nicht mehr.

Wie der KURIER berichtete, ist die Stimmung aber kurz vor Mitternacht gekippt. Peter W. soll Gläser auf den Boden geschmissen haben. „Das macht er immer, wenn er etwas getrunken hat“, sagte einer der drei geladenen Zeugen am Freitag.
Roland H., – er ist Mitglied des Tennisclubs – habe den betrunkenen Unruhestifter zur Rede gestellt. Der Vorfall endete in einem Wortgefecht, bei dem der Wiener dem Burgenländer zwei Watschen verpasst haben soll.

„Ich bin dann mit meiner Familie nach Hause gefahren. Später bin ich wieder zum Tennisclub zurückgekommen. Das hat mir meine Gattin erzählt“, sagt der Verdächtige. Er selbst könne sich an den Vorfall nicht erinnern. „Ich hatte ein Blackout.“
Beim Tennisclub habe er seinen Widersacher zur Rede stellen wollen. „Er hat mich gestoßen, da bin ich nach hinten gefallen.“ Richterin Gabriele Nemeskeri will vom Beschuldigten wissen, wo sich er und sein Kontrahent zum Tatzeitpunkt genau befunden haben. Halb liegend, halb sitzend demonstriert W. den Tathergang. Drei Schüsse soll er aus seiner Magnum 357 abgegeben haben.

Laut Sachverständigem Ingo Wieser dürften die Schüsse aus 20 bis 30 Zentimeter Entfernung gefallen sein. Die letzte Kugel traf den Wiener im linken Bein und zertrümmerte den Oberschenkel. Die beiden anderen Patronen durchbrachen die Wand des Klubhauses und landeten im dahinterliegenden Pissoir. „Beim dritten Schuss ist der Roland umgefallen. Es war schrecklich, als er zu stöhnen begonnen hat. Ich wollte ihm ja nicht wehtun. Es gibt nur einen Schuldigen und das bin ich“, sagt der mutmaßliche Täter.

Die Staatsanwaltschaft wirft Peter W. versuchten Mord vor, er befindet sich in U-Haft. „Mein Mandant ist zur Körperverletzung geständig, aber nicht zum versuchten Mord“, sagt Tomanek.
Bei einer weiteren Tatrekonstruktion soll auch noch das Opfer befragt werden.