Chronik/Burgenland

Generalmajor Nikolaus Koch tritt ab

In der burgenländischen Polizei geht eine Ära zu Ende. Landespolizeikommandant Nikolaus Koch geht in Pension. Vier Jahrzehnte stand er im Exekutivdienst – "mein Traumberuf", sagt er. Schmunzeln muss Koch noch heute, wenn er an seine Anfänge bei der Gendarmerie im Burgenland denkt: "Der Altersunterschied zwischen mir und den Kollegen war enorm. Der Zweitjüngste war 25 Jahre älter als ich. Die haben sich noch über den Krieg unterhalten."

Die vergangenen Jahrzehnte waren für Koch eine interessante und aufregende Zeit, manches ging auch unter die Haut. "Ich kann mich noch gut erinnern als 1989 das Telefon läutete und es hieß, die Ungarn fragen, was sie tun sollen, die Ostdeutschen laufen drauf los", erinnert sich Koch. "Ich bin damals an die Grenze gefahren, was sich dort abgespielt hat, lässt sich kaum in Worte fassen",  erzählt Koch über diese emotionalen Momente, als sich die DDR-Flüchtlinge den Weg in die Freiheit bahnten und zugleich in Panik gerieten, als sie auf die Gendarmen trafen. "Diese Menschen hatten  Angst vor Uniformierten", erklärt Koch.

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs begann Koch auch Kontakte zu den Kollegen in den Nachbarländern zu knüpfen. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, die Polizeikooperationszentren sind heute Alltag für die Exekutive geworden.

"Mit Ungarn verbindet mich inzwischen auch eine tiefe Freundschaft. Ich war einer der wenigen, die im ungarischen Parlament in Uniform sprechen durften", freut sich Koch.

Soko Kfz 

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Doch auch diesseits der Grenze hat der ranghöchste Polizist des Burgenlandes jede Menge erlebt. Zwei der spektakulärsten Fälle waren das Roma-Attentat von Oberwart 1995, der Bank Burgenland-Skandal im Jahr 2000. Stolz ist Koch auch auf den Aufbau der "Soko-Kfz". "Das Know-How unserer Leute findet in ganz Europa Anerkennung", weiß der Pensionist in spe.

Ein einschneidendes Datum war für Nikolaus Koch auch der 23. August 2006: "Ich machte mich gerade für ein Begräbnis fertig, als das Telefon läutete und mir burgenländische  Kollegen, die in Wien unterwegs waren mitteilten, dass nach dem Entführer von Natascha Kampusch gefahndet wird und eine junge Frau aufgetaucht ist, die sagt, sie sei die Vermisste."

Im Wiener Sicherheitsbüro traf Koch dann zum ersten Mal mit Kampusch zusammen und "noch in der Nacht bin ich nach Strasshof gefahren", erzählt er. Zu den Vorwürfen und Spekulationen über Ermittlungspannen und einen Zweittäter meint der Polizeikommandant: "Es gibt keinen Tatort der gründlicher aufgearbeitet wurde als Strasshof. Wir haben 120 Akten als  ’Soko Kampusch’ übernommen und 160 Aktenordner abgegeben. Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Bis jetzt ist noch kein zweiter Täter gefunden worden. Man darf in diesem Fall eines nie vergessen: Frau Kampusch war das Opfer und wir haben sie stets auch so behandelt. Sie verdient den größten Respekt", betont Koch.

Anerkennung

Werner Fasching hat 17 Jahre lang mit Koch zusammengearbeitet. Er war sein Stellvertreter in der Kriminalabteilung und nun sein Vize als Landespolizeikommandant. "Wir waren ein gutes Team, haben uns in allem abgesprochen.  So konnte man uns auch nicht gegeneinander ausspielen. Ich habe ihn als einen Menschen erlebt, von dem du alles haben kannst und der dich auch sehr unterstützt", zollt der Brigadier seinem scheidenden Chef Anerkennung.

Dass Koch nun der Pensionsschock ereilen könnte, kostet dem 63-Jährigen nur ein Lachen. "Ich werde mit meiner Frau viel reisen und unternehmen und ihr hoffentlich einen Teil  jener Zeit zurückgeben können, auf die sie durch meine Arbeit verzichten musste", freut sich Koch auf den Ruhestand.

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Erster und letzter Landespolizeikommandant Nikolaus Koch wurde am 28. Feber 1948 in Mönchhof, Bezirk Neusiedl am See, geboren, wo er heute noch wohnt. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Seine ersten Erfahrungen in der Gendarmerie sammelte er in Niederösterreich, ehe er Mitte der  1970er Jahre ins Burgenland zurückkam.

Zuerst Stabskommandant und Personalreferent, übernahm Nikolaus Koch 1989 die Leitung der Kriminalabteilung der Gendarmerie, der er 13 Jahre lang vorstand. 2002 wurde er stellvertretender Landesgendarmeriekommandant, 2003 Kommandant. Nach der Polizeireform (Verschmelzung von Polizei, Gendarmerie und Zoll) wurde er am 1. Juli 2005 erster und auch letzter Landespolizeikommandant des Burgenlandes. Mit 1. September 2012 erhält das Burgenland nun seinen ersten Polizeidirektor (Polizei und Sicherheitsdirektion werden zusammengelegt).

Diese Position wird der bisherige Büroleiter von Landeshauptmann Hans Niessl Hans Peter Doskozil bekleiden. Als seine Stellvertreter dürften Brigadier Werner Fasching (derzeit stellvertretender Polizeikommandant) und Christian Stella aus dem Kabinett von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner fix sein.

Der lange Zeit favorisierte Kandidat für den neuen Polizeichef, Noch-Sicherheitsdirektor Erhard Aminger, stolperte über eine Anzeige wegen Amtsmissbrauch. Ronald Reiter, bisher stellvertretender Sicherheitsdirektor, wird neuer Bürochef von Niessl