„Geh Denken“ an das jüdische Schicksal
Stilles „Geh Denken“ gestern, Sonntag, auf dem jüdischen Friedhof von Deutschkreutz, Burgenland. Rund 300 Menschen hatten sich inmitten der Gräber eingefunden, um die Geschehnisse ab dem 11. März 1938 nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Auf den heutigen Tag ist es genau 75 Jahre her, dass in den sieben jüdischen Gemeinden des Burgenlandes, den sogenannten „Shewa Kehilot“, Übergriffe auf die jüdischen Mitbürger begannen. Wenige Wochen später waren landesweit rund 1700 – aus Deutschkreutz alle 420 Juden – deportiert worden.
Gegen das Vergessen setzt sich der Wiener Unternehmer Michael Feyer, der Initiator dieses „Geh Denkens“, ein. Dabei hat der Betreiber einer Event-Agentur „keinerlei familiären Bezug nach Deutschkreutz. Seit ich aber vor 40 Jahren das erste Mal dort war, interessiert mich diese Thematik.“ Und das tut es auch übers Burgenland hinaus: „Es freut mich sehr, dass heute so viele Menschen auch aus Wien angereist sind“, betont der 65-Jährige.
Gemeinsam mit dem Historiker Adalbert Putz führte Feyer Sonntagnachmittag über den Friedhof, durch die Ortschaft und an einst jüdischen Bauten vorbei. Ziel des Spazierganges war ein Mahnmal, das der Unternehmer 2012 in Eigeninitiative errichten ließ. Seine Motivation: „Es gehört ein Denkmal in diese ehemals so wichtige und größte jüdische Gemeinde einfach hin.“ Das „positive Echo der Ortsbevölkerung“ habe ihm gezeigt, das Richtige getan zu haben. Großen Anklang fand Feyers Engagement auch am Abend: Im „bummvollen Vinatrium Deutschkreutz“ wurde Georg Kreislers Ein-Frau-Musical „Heute Abend: Lola Blau“ vor 400 Gästen aufgeführt. „Dieses Stück hat den Bogen zu Ende gespannt“, fasst Feyer zusammen.