Frauenberatung: Finanz-Sorgen werden größer
Seit 20 Jahren setzt sich Doris Horvath für die Anliegen der Frauen im Bezirk Oberpullendorf ein. Zum runden Jubiläum der Frauenberatungsstelle wurde vor Kurzem nicht nur gefeiert, die Geschäftsführerin zog auch Bilanz über die Arbeit.
Gewalt in der Familie sei heute genauso ein Thema wie vor 20 Jahren, resümiert Horvath. "Was sich aber verschärft hat, das sind die wirtschaftlichen Probleme unserer Klientinnen." Zu wenige Arbeitsplätze und schlecht bezahlte Jobs seien zum Teil schuld an der Misere. Aber auch der gestiegene Lebensstandard auf der einen und die steigenden Kosten für Grundnahrungsmittel und Energie auf der anderen Seite würden zu der Situation beitragen. "In den ersten Jahren unseres Bestehens sind die Klientinnen kaum wegen finanzieller Sorgen zu uns gekommen. Heute sieht die Lage anders aus."
Von den pekuniären Sorgen ihrer Klientinnen weiß auch Elisabeth Dorn zu berichten. "Die Frauen, die sich an uns wenden, werden immer jünger", sagt die Schuldnerberaterin. In den vergangenen ein bis zwei Jahren würden zudem mehr Städter auf dem Land ihr Glück suchen. "Es sind vor allem junge Frauen zwischen 20 und 35 Jahren oder Familien, die ins Burgenland ziehen, sich hier ein Haus kaufen oder renovieren. Das kostet natürlich viel Geld. Weil etliche der Frauen aber ihren Job in der Stadt aufgegeben haben, geraten sie leicht in die Schuldenfalle", weiß Dorn. Weil es auch immer öfter vorkomme, dass Väter die Alimente nicht oder nicht pünktlich bezahlen, würden zusehends mehr Alleinerzieherinnen in Notsituationen geraten.
6158 Beratungs- und Informationsgespräche für Frauen und Mädchen habe es im Vorjahr in Oberpullendorf gegeben, im Jahr 1992 waren es 396. Zugenommen habe aber auch die Zahl der Paarberatungen.
Krisen
Elf Mitarbeiterinnen bieten Beratung und Unterstützung und helfen in Krisensituationen. Daneben gibt es das Angebot des Frauenberufszentrums, ein österreichweites Pilotprojekt, das Qualifizierungswilligen ein "Rundum-Service" anbietet.
Und die Geschäftsführerin hat bereits ein neues Vorhaben: "Wir planen für nächstes Jahr ein Gesundheitsprojekt. Wenn Frauen körperlich und seelisch gesund sind, können sie auch bis 60 Jahre und länger arbeiten", sagt Horvath.