Fichte und Kiefer stehen unter Stress
Von Roland Pittner
Die Fichte bekommt in niederen Lagen zunehmend Stress. „Es fehlt der Niederschlag. In 50 Jahren wird es bei uns deshalb keine Fichten mehr geben“, prophezeit Klaus Friedl, Obmann vom Waldverband Burgenland. Die Fichte komme nicht mit dem Klimawandel mit, weil sich das Wetter zu rasch ändere. Deshalb haben Schädlinge, wie der Borkenkäfer, leichtes Spiel (siehe unten). Zigtausend Bäume sind davon betroffen.
Holz der langen Wege
Das wirkt sich auch auf die Vermarktung aus. Die Preise für das Schadholz sind niedrig. Gleichzeitig importieren Sägewerke Fichtenholz aus Deutschland und Tschechien, was den Preis weiter drückt. „Die Importmenge ist im Vergleich zu den Vorjahren um 30 Prozent gestiegen“, sagt Friedl. Österreichisches Holz werde teilweise in Containern nach China verschifft. „Wollen wir CO2 sparend arbeiten, brauchen wir ein Holz der kurzen Wege“, sagt Friedl.
Für die Zukunft sieht der Waldverband Obmann und Forstexperte der Landwirtschaftskammer Steiermark drei Szenarien, wie im Burgenland die Forstwirtschaft dem Klimawandel begegnen kann.
Eines davon ist die genetische Selektion der Fichte, also die Vermehrung jener Bäume, die mit wenig Wasser und heißen Temperaturen zurecht kommen.
Die zweite Möglichkeit ist die Stärkung der Tanne, die resistenter gegen Trockenheit ist und ähnliche Eigenschaften hat wie die Fichte“.
Variante drei: Die Waldwirtschaft muss auf ausländische Holzarten zurückgreifen. „Douglasie, Roteiche oder einige anderen Tannenarten würden sich hierzu eignen“, sagt Friedl.
Hauptbaumart
Schlecht bestellt ist es auch um die Hauptbaumart im Burgenland, die Weißkiefer. „Auch dieser Baum steht unter Klimastress“, sagt Friedl. Die Symptome sind die gleichen wie bei der Fichte: Die Bäume werden anfällig für Schädlinge. Gleichzeitig gibt es bei der Kiefer das Problem der Vermarktung. „Die österreichische Holzindustrie ist auf die Fichte ausgelegt, Kiefern werden kaum geschnitten“, sagt der Waldexperte. Dabei mache sie 30 Prozent des Waldbestands im Burgenland aus.
Natürlicher Wald
Friedl sieht vor allem die Kleinwaldbesitzer vor großen Herausforderungen. Rund 55 Prozent der 133.000 Hektar Waldflächen sind im Privatbesitz und auf kleine Flächen (weniger als 0,6 Hektar) aufgeteilt. „Wir müssen es schaffen, die Bewirtschaftung über die Parzellengrenze zu forcieren, um den Wald klimafit zu machen.“
Hier setzen die Forstexperten wieder auf die „natürliche Waldgesellschaft“. „Das sind jene Bäume, die ohne Bewirtschaftung bei uns wachsen würden“, sagt Friedl. Dadurch entstünden Mischwälder mit Eichen, Hainbuchen anderen Laubbaumarten und einigen Kiefern. „Man muss auch von der Kahlschlagbewirtschaftung weggehen und einen Dauerwaldbetrieb schaffen“, meint Friedl.
Der Waldverband Burgenland berät mit seinen Experten Waldbesitzer, egal wie groß die Wälder sind, um den Forst für die Zukunft fit zu machen. Auch wenn keiner genau weiß, wie die Zusammensetzung der Baumarten aussehen wird, müsse schon jetzt begonnen werden. „Hier braucht es Fachleute“, sagt Friedl: „Denn eines ist klar, der Wald soll auch in 100 Jahren noch da sein.“
Schädlinge im Wald auf dem Vormarsch
„Die Borkenkäfer-Situation im Land ist ähnlich wie in den vergangenen Jahren“, sagt Landesforstdirektor Hubert Iby im KURIER-Gespräch. Im Burgenland sind aktuell 18 Prozent des gesamten Holzeinschlages (Holz, das in einem Jahr geerntet wird, konkret: 195.441 Festmeter) vom Borkenkäfer geschädigt. Das ist ein Anstieg von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Heuer sei vor allem das Wetter in den nächsten Wochen entscheidend, ob sich noch eine dritte Generation von Käfern entwickeln kann. Die Landwirtschaftskammer und der Waldverband Burgenland bieten Beratungen für Waldbesitzer an. „Die Verantwortung des Waldbesitzers ist es, den Wald gesund zu erhalten. Ist einmal ein Baum vom Borkenkäfer geschädigt, breiten sich die Käfer rasch auf weitere Bäume aus“, sagt Herbert Stummer, Forstexperte der Landwirtschaftskammer und Geschäftsführer des Burgenländischen Waldverbandes. Wichtig für die Besitzer seien regelmäßige Waldbegehungen, um befallen Bäume auszumachen. „Wir Forstberater informieren zu Vorbeugemaßnahmen und Schädlingsbekämpfung. Gemeinsam mit dem Waldverband bieten wir ein Service von der Beratung bis hin zur Holzvermarktung an“, sagt Stummer.
Förderung
Gewisse Maßnahmen bekommen Waldbesitzer gefördert. Die Förderstelle ist die Landesforstinspektion. Wird mit für den Standort geeigneten Bäumen aufgeforstet, gibt es für die Besitzer eine Stückprämie, ebenso wie für die Auspflanzung seltener Baumarten. Bei der Mischwuchsregulierung und der Erstdurchforstung sind ebenfalls Förderungen möglich.
Unterstützt wird auch die Bekämpfung von Robinie, Götterbaum oder anderen Neophyten (pflanzliche Einwanderer). „Es sind auch noch ausreichend Mittel vorhanden, Waldbesitzer können sich bei uns melden“, sagt Iby.