Chronik/Burgenland

Ex-Landesrat und SP-interner Kritiker Peter Rezar tritt als Bezirksparteichef ab

Auch wenn es nur ein regionales Ereignis ist, diese Kunde wird wohl bis ins Kanzleramt dringen: Einer der schärfsten und wortgewaltigsten parteiinternen Kritiker in der SPÖ hat eine seiner letzten Machtbastionen geräumt. Peter Rezar (60) hat Mittwochabend nach mehr als 25 Jahren seine Funktion als SPÖ-Chef im Bezirk Oberpullendorf zurückgelegt. Bei einer Bezirksausschusssitzung designierten die Delegierten Rezars langjährigen Stellvertreter Norbert Darabos (51) an die Bezirksspitze. Die Wahl soll in Kürze folgen.

Kritik am Kanzler

Für beide ein Déjà-vu, hat doch Darabos den Älteren zuvor schon in der Landesregierung abgelöst. Von 1999 bis 2015 war der Verwaltungsjurist Rezar, dessen Vater einst blauer Landesparteichef war, für Soziales und Gesundheit zuständig. Nach der Landtagswahl und der Bildung der rot-blauen Koalition im Vorjahr waren seine Tage in der ersten Reihe gezählt. Dass seine beiden Regierungskollegen Helmut Bieler (63) und Verena Dunst (58), die Landeshauptmann Hans Niessl zu einem früheren Zeitpunkt ebenso ablösen wollte, bleiben durften, hat dem Streitbaren den Abschied gewiss nicht leichter gemacht. Rezar musste dem früheren Verteidigungsminister und Bundesgeschäftsführer Darabos weichen, der nach 12 Jahren ins Burgenland heimgekehrt war. Seither sitzt der Ex-Landesrat nur noch als einfacher Abgeordneter im Landtag, dem er schon in den 1990-er Jahren als Klubchef angehört hatte.

Für bundesweites Aufsehen hatte Rezar 2014 gesorgt, als er Kanzler Werner Faymann die Schuld am schlechten SPÖ-Ergebnis bei der EU-Wahl gab. Im Landtagswahlkampf trieb er den Genossen dann mit mancher Eigenmächtigkeit den Angstschweiß auf die Stirn, und erst jüngst hat er nach einem kritischen Rechnungshofbericht zur landeseigenen Therme Lutzmannsburg Niessl in die Pflicht genommen.

Niessl dürfte indirekt auch Auslöser für den jetzigen Rückzug Rezars gewesen sein. Dass Rezar den Landesparteichef am 1. Mai nicht in den Bezirk einladen wollte, ging den Genossen doch zu weit. Rezar wollte erst darüber abstimmen lassen, zog aber dann den eigenen Rücktritt vor, wird berichtet.