Security-Mann kämpft um seine Ehefrau
Lassaad Megdiche ist verzweifelt. Vergangenen Oktober hat er Hochzeit gefeiert – mit seiner Ehefrau Manel darf er aber nicht zusammen sein. Der Grund: Herr Megdiche würde zu wenig verdienen, um den Lebensunterhalt für sich und seine Frau bestreiten zu können. Ein entsprechendes Schreiben wurde ihm vor Kurzem vom Magistrat Eisenstadt zugestellt.
Jeden Tag arbeitet der 40-Jährige als Sicherheitsorgan bei einer Behörde in Eisenstadt. 1300 Euro verdient der gebürtige Tunesier, der seit 25 Jahren in Österreich lebt und österreichischer Staatsbürger ist. 1070 Euro würden ihm monatlich bleiben. "Es heißt ich müsste über 1286 Euro verfügen können (siehe Zusatzbericht, Anm.), damit meine Frau einen Aufenthaltstitel bekommt", erklärt Megdiche. Seit seiner Hochzeit komme er bereits für den Lebensunterhalt seiner Frau, die in Sfax lebt, auf. Den Job als Sprachlehrerin habe sie aufgegeben, weil sie dachte, dass sie künftig bei ihrem Mann leben könne. Seither findet sie keine Arbeit mehr.
Neben den psychischen Belastungen, die die Trennung mit sich bringe (auch ein Besuchervisum wurde abgelehnt) kämen finanzielle dazu. Für Visaanträge und Behördenwege habe er in den letzten Monaten 2000 Euro berappen müssen, sagt Megdiche. Kritik übt der Security-Mitarbeiter auch an der österreichischen Botschaft in Tunis. "Ich habe dort Rassismus gespürt. Mir wurde das Gespräch mit dem Konsul verweigert und ich wurde sehr unfreundlich behandelt."
Die Vorwürfe würden nun in der Botschaft überprüft, heißt es vom Außenministerium. "Grundsätzlich gibt es Anweisungen an das Botschaftspersonal kundenfreundlich zu agieren", sagt Gesandter Martin Weiss.
Arbeit bis spätnachts
Damit er sein Einkommen aufbessert, hat Megdiche nun auch zwei Nebenjobs angenommen. Bis spätnachts führt er Zeitungen aus. "Ich verstehe die Republik nicht. Sie trauen mir den Job als Sicherheitsmann einer Behörde zu und ich trage eine Waffe. Aber sie trauen mir nicht zu, dass ich für meine Frau sorgen kann."
Seine 34-jährige Ehegattin hätte zudem Chancen am Arbeitsmarkt. "Sie spricht vier Sprachen, darunter Arabisch und Deutsch."
Neben seinen drei Jobs müsse er nun auch viel Zeit für Behördenwege aufbringen. Das Magistrat hatte Megdiche aufgefordert zu erklären, ob und warum er bei Nichtgewährung des von seiner Frau begehrten Aufenthaltstitels de facto gezwungen wären, Österreich und das Gebiet der Europäischen Union zu verlassen. Eine Rückkehr nach Tunesien komme für Megdiche nicht in Frage. "Ich bin mit 17 Jahren nach Österreich gekommen, habe immer gearbeitet und ich habe meine Freunde hier."
Von Seiten des Magistrates wollte man zu dem laufenden Verfahren keine Stellungnahme abgeben.
Unverständnis für die Auflagen kommt von der Sprecherin der Plattform Bleiberecht, Gerlinde Grohotolsky: " In Österreich gibt es genug Paare, die die 1300 Euro nicht zur Verfügung haben."