Chronik/Burgenland

Ein Ruster Original und sein Holz

"Ich und mein Holz." Der Song von 257ers ist bei Markus Wiesinger Programm. Denn Holz hat es dem Ruster angetan. Doch nicht irgendein Holz, sondern alte Weinfässer, denen der Ruster, wie er sagt, "neues Leben einhaucht". Während die edlen Tropfen, die in den Fässern gelagert wurden, wahrscheinlich längst nicht mehr existieren, nimmt Wiesinger die Fässer – vom Wein geprägt – als Material, um daraus Holzkunst herzustellen. Hauptsächlich Schneidbretter, mit denen sich der 37-Jährige mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht hat. "Bestellungen kommen aus aller Welt. Ich habe sogar schon Bretter nach London und Toronto geschickt", sagt er.

Das Besondere: Jedes Werk ist ein Unikat, das in stundenlanger Handarbeit hergestellt wurde. "Jedes Fass ist anders und dementsprechend gibt es nur Einzelstücke. Je nachdem, wie sich der Wein im Fass verewigt hat, mit mehr oder weniger Färbung. Feine Nasen können sogar den Duft des Rotweins erahnen", meint der Ruster. Bis ein Schneidbrett fertig ist, seien etwa 20 Arbeitsschritte notwendig. "Es schaut so einfach aus, aber da steckt viel mehr Arbeit dahinter, als man auf den ersten Blick sieht."

Handwerk und Wein

Dass Markus Wiesinger einmal mit Holz arbeiten möchte, stand für ihn schon als Kind fest. "Ich habe immer gerne Sachen selbst gebaut. Also habe ich hier in Rust die Lehre zum Tischler gemacht." Danach habe er 15 Jahre im Verkauf in der Holzabteilung eines Baumarktes gearbeitet, zuletzt sei er Abteilungsleiter gewesen. "Bis die Firma in Konkurs gegangen ist. Danach wollte ich etwas Neues ausprobieren."

Die Idee für seine Schneidbretter ist Wiesinger durch Zufall gekommen. "2009 habe ich für mich zuhause ein Regal aus einem Weinfass gebaut. Erst später, als ein Freund Geburtstag hatte, habe ich das erste Schneidbrett für ihn gemacht. Das hat so gut ausgeschaut und ist so gut angekommen, dass ich danach fünf Stück gebaut habe. Und was passt in Rust besser, als Handwerk mit Wein zu verbinden", erklärt er. Mit Erfolg. Die Nachfrage war da und dementsprechend musste er handeln. "2016 habe ich mich schließlich selbstständig gemacht. Mittlerweile habe ich immer um die 20 bis 25 Stück auf Lager. Die Qualität steht nach wie vor an oberster Stelle. Es soll keine Massenproduktion werden." Verkauft wird die Holzkunst in einem kleinen Geschäft im Herzen von Rust sowie über den Online-Shop.

Regional und nützlich

Die Weinfässer stammen alle von Winzern aus der Region. Daraus stellt Wiesinger nicht nur Schneidbretter her, sondern mittlerweile finden sich in seinem Angebot auch Kochlöffel oder Hocker sowie diverse Dekoartikel. Das älteste Stück stammt von einem Fass aus dem Jahr 1935. "Mein Lieblingsstück ist die Geldbörse. Als nächstes möchte ich eine Damenhandtasche machen." Pläne dazu gibt es bereits.

Die Schneidbretter sind nicht günstig. "Natürlich kann man auch ein billiges aus China kaufen. Aber genau dem will ich entgegenwirken. Regionales soll eine größere Bedeutung bekommen."