Chronik/Burgenland

Doskozils Treueeid und Vorrang für rote Frauen

Oft lauern die Fallstricke dort, wo man sie am wenigsten erwartet. In der burgenländischen SPÖ hatte sich nach dem – da und dort mit Bangen erwarteten – Parteitag Erleichterung breitgemacht. Neo-Parteichef Hans Peter Doskozil war mit hoher Zustimmung ausgestattet und Hans Niessl hatte mit seinem Aviso, am 28. Februar 2019 auch als Landeshauptmann zurückzutreten, die letzten Zweifel beseitigt.

Man wähnte alles in trockenen Tüchern, Mission Wachablöse reibungslos erfüllt. Mit dieser wohligen Gewissheit startete die große Regierungspartei vergangene Woche mit einer Klubklausur und der Landtagssitzung in den politischen Herbst.

Eine Gewissheit, die in den Tagen zwischen Christian Kerns angekündigtem Rückzug von der Bundesparteispitze und der Designierung von Pamela Rendi-Wagner zur neuen SPÖ-Chefin auf eine harte Probe gestellt wurde.

Dass Doskozil als erster Anwärter auf die Nachfolge gehandelt würde, war klar, dass just sein Mentor Hans Niessl die Spekulationen anfachte, weniger: Doskozil sei ein „hervorragender Landespolitiker“, wurde Niessl medial zitiert, aber als Ex-Minister auch „für die Bundespolitik bestens geeignet“. Was nun, fragten sich viele Genossen? Bleibt Doskozil im Burgenland und Niessl geht als Landeshauptmann oder geht Doskozil nach Wien und Niessl bleibt im Amt? Das Telefon Doskozils blieb kaum noch still, Funktionäre wollten Klarheit. Selbst im roten Landtagsklub, der Donnerstagfrüh zusammentraf, war die Verunsicherung zu spüren, erzählte ein Teilnehmer dem KURIER. Erst als Doskozil zu Beginn klarstellte, er stehe zu seinem Wort, im Burgenland zu bleiben, löste sich die Spannung in erleichtertem Applaus auf – Niessl hatte sich verspätet und traf danach im Klub ein.

Erleichterung dürfte in diesen Tagen auch den Gemütszustand von SPÖ-Landesrätin Verena Dunst am trefflichsten beschreiben. Schon Niessl wollte sie und die damaligen Kollegen Helmut Bieler und Peter Rezar vor rund vier Jahren ablösen – nur die Moschendorferin bekleidet heute immer noch ein Spitzenamt. Und das soll auch so bleiben, hat Doskozil jetzt entschieden.

Auch für die Landtagswahl 2020 gilt die dann 62-Jährige als Fixstarterin. Welche „wichtige Rolle“ sie danach einnimmt, hängt nicht zuletzt vom Wahlergebnis ab. Im Wahlkampf soll sie den Landessüden betreuen, damit der Südburgenländer Doskozil den Norden intensiver beackern kann. Und der für den rechten Parteiflügel stehende SPÖ-Vorsitzende will auch die linke Bundesratspräsidentin und Hirmer Bürgermeisterin Inge Posch als Angebot für linke Wähler stärker im Land einbinden.

Apropos Frauen: Bei der am 28. Februar geplanten Umbildung der fünfköpfigen roten Regierungsfraktion kann noch eine zusätzliche Frau zum Zug kommen. Am Ende könnten die sieben roten Spitzenpositionen ( Regierung, Landtagspräsidium, Klub) im Land mehrheitlich weiblich besetzt sein, orakelt ein Grande.