Chronik/Burgenland

Doskozil sucht in der Kultur mit Esterhazy die große Bühne

Das Burgenland steuert dieser Tage auf den kulturtouristischen Höhepunkt des Jahres zu, nach den Schlossspielen Kobersdorf in der Vorwoche folgen am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche die musiktheatralischen Premieren in St. Margarethen und Mörbisch. Im Steinbruch wird mit Mozarts Oper Zauberflöte nach dem Friedensschluss zwischen Land und Esterhazy und einjähriger Pause ein rauschender Neustart gefeiert und auf der Seebühne macht das „Land des Lächelns“ von Operetten-Kaiser Franz Lehár im Land der Sonne Station.

Premiere bei diesen Premieren feiert auch Hans Peter Doskozil, der erstmals nicht nur als Kultur-Ressortchef, sondern auch als Landeshauptmann in der ersten Reihe sitzt.

Dass der seit vier Monaten amtierende Landeschef die Kulturagenden – die er Ende 2017 bei seinem Eintritt in die Landesregierung als Landesrat von seinem Vorgänger Helmut Bieler übernommen hatte – auch nach der Wahl zum Landeshauptmann aus freien Stücken behalten hat, war einerseits eine strategische Kopfentscheidung: Von der mit Volks- wie Hochkultur meistens transportierten positiven Stimmung kann ein Politiker bekanntlich nie genug bekommen. Insofern ist die Kultur auch eine tragfähigere Bühne für den Imagetransfer als der Sport mit seinen Höhen und Tiefen. Doskozil weiß das als Ex-Minister für Landesverteidigung und Sport selbst am besten.

Andererseits hat der Jurist, dessen aktives Kulturleben seit dem Ende seiner Blasmusik-Karriere vor 30 Jahren eher piano verlief, am Kulturressort in den vergangenen eineinhalb Jahren auch emotional Gefallen gefunden. Das mag auch damit zusammenhängen, dass Doskozil just auf diesem für ihn ungewohnten Terrain sein Macherimage in der Landespolitik erstmals in Szene gesetzt hat. Nach „zwölfjähriger Eiszeit“, wie Esterhazy-General Stefan Ottrubay formulierte, begruben Land und Esterhazy wenige Monate nach der Rückkehr Doskozils das Kriegsbeil, alle Rechtsstreitigkeiten wurden für beendet erklärt, das Land verpflichtete sich zur Zahlung von 7,7 Millionen Euro. Dass das Land im Gegenzug auch die seit drei Jahrzehnten etablierten Haydntage opfern musste, hakte Doskozil ohne viel Federlesens als Kollateralschaden ab.

All das war auch die Voraussetzung für das Comeback der Oper im Steinbruch, die jahrelang ohne Unterstützung durchs Land auskommen musste und deren Premieren von der SPÖ-Spitze gemieden wurden.

Auch abseits der Zusammenarbeit der beiden großen Kulturplayer setzt der Landeshauptmann auf Synergien und Professionalisierung. Nach der Fusion zweier Gesellschaften fungiert die Kultur-Betriebe Burgenland GmbH (KBB) unter Dietmar Posteiner als einzige operative Kulturgesellschaft des Landes. Die Kulturaktivitäten sollen damit nicht nur finanziell abgesichert werden, wünscht sich der auch für Finanzen zuständige Doskozil, sondern aus dem Fleckerlteppich soll zudem ein ansehnliches Ganzes werden.

Ansehnlich ist auch das Stichwort für ein Projekt, das der Kultur-Ressortchef gegen Widerstände aus den KBB-Reihen durchgesetzt hat. Die Premieren in St. Margarethen und Mörbisch werden in ORF-Programmen live übertragen. „Es wäre absurd, auf diese Chance zu verzichten“, richtete Doskozil den Bedenkenträgern aus, die Einbußen beim Publikumszuspruch vor Ort fürchteten: „In der Champions-League sind die Stadien auch voll, obwohl die Spiele im TV zu sehen sind“.

Bekanntgegeben hat Doskozil die Live-Übertragungen übrigens gemeinsam mit Stefan Ottrubay – offenbar werden die beiden noch ziemlich beste Freunde.