Doskozil schweigt: Wer in der SPÖ Burgenland das Sagen hat
Von Thomas Orovits
Diese Woche muss sich Hans Peter Doskozil im Wiener AKH einer zweiten Stimmband-Operation unterziehen, um seiner hartnäckigen Heiserkeit – Spätfolge einer Stimmband-Entzündung – endlich Herr zu werden.
Ebenso wichtig ist die Schonung danach, deshalb soll er zumindest zehn Tage zum schweigenden Trappisten werden und erst Ende Oktober wieder in die politische Arena zurückkehren.
Wer spricht für Doskozil, solange er schweigen muss?
Was seine Rolle(n) in der Regierung betrifft, ist die Vertretung in der Landesverfassung und der Geschäftsordnung der Regierung geregelt. Wo Doskozil als Landeshauptmann agiert, wird er durch Vizelandeshauptmann Hans Tschürtz (FPÖ) vertreten. Als Regierungsmitglied mit mehreren Agenden bestimmt er selbst, „durch welches andere Regierungsmitglied“ er sich vertreten lässt – von einem der vier SPÖ-Kollegen in der Regierung.
Vier Stellvertreter hat Doskozil auch als SPÖ-Vorsitzender – Landtagspräsidentin Verena Dunst, die Landesräte Astrid Eisenkopf und Christian Illedits sowie Ex-Landesrat Norbert Darabos. Aber niemand aus diesem Quartett hat während Doskozils Abwesenheit wirklich „das Sagen“. Die Fäden laufen aber auch nicht bei den Parteigeschäftsführern Christian Dax und Roland Fürst zusammen, sondern bei Doskozils Sprecher Herbert Oschep, der intern eine amikale Arbeitsteilung mit dem zweiten Sprecher Christian Stiller gefunden hat.
Der gelernte Polizist und Ex-Verteidigungsminister Doskozil vertraut dem Offizierssohn Oschep. Eine so starke Stellung hatte zuletzt Norbert Darabos, in den 1990-er Jahren Alter Ego von LH Karl Stix. Der 37-jährige gebürtige Salzburger Oschep, der während seiner Schulzeit mehrere Jahre in Italien gelebt hat und neben italienisch auch englisch und französisch spricht, ist bei den burgenländischen Roten wohlgelitten. Was nichts daran ändert, dass da und dort leise gemurrt wird, er „inszeniert sich zu stark“.
2009 stieß Oschep zur damaligen Landesrätin Dunst und blieb mehr als vier Jahre Bürochef – Rekord im Durchhaus des Landhauses. Seit dieser Zeit kennt er Doskozil, der als Bürochef von LH Hans Niessl Kollege Oscheps war. 2014, Doskozil war inzwischen Landespolizeidirektor, wechselte Oschep zu Niessl und nach dessen Rücktritt im heurigen Februar nahtlos zu Neo-Landeshauptmann Doskozil.
Was Oschep auszeichnet: Er bewegt sich trittsicher auf dem schmalen Grat zwischen dem politischen Anliegen, Botschaften zu platzieren, und der journalistischen Forderung nach Information.
Nicht Aufstieg, sondern Umstieg soll die Devise für Christian Dax lauten. Dax, Enkel eines ÖVP-Landtagspräsidenten und 2016 von Niessl zum SPÖ-Geschäftsführer gemacht, soll sich mit dem Gedanken tragen, in die Rechtsanwaltskanzlei seines Vaters zurückzukehren. „Mit mir ist weiter zu rechnen“, dementiert Dax auf KURIER-Nachfrage. Er sei nach wie vor mit „voller Leidenschaft“ bei der Sache und habe viel weitergebracht. Besonders stolz ist der 31-Jährige, dass die SPÖ bei der EU-Wahl im Mai fast 10.000 Stimmen dazugewinnen konnte und er als Spitzenkandidat knapp 12.600 Vorzugsstimmen erobert hat – Platz eins mussten die Roten freilich erstmals an Türkis abgeben. Seit 1. August hat Dax mit Roland Fürst einen Co-Geschäftsführer an seiner Seite. Die Nationalratswahl war ein Fiasko, die SPÖ verlor abermals gegen die ÖVP und büßte mehr als 9.000 Stimmen ein.
Wie man aus der Partei hört, sind der linke Fürst und der pragmatische und mit einer liebenswürdigen Lässigkeit ausgestattete Dax kein Dream-Team. Nach der Landtagswahl soll Fürst im Roten Haus bleiben und Dax in den Landtag gehen – womöglich als Klubchef.
Sollte es anders kommen, hat Dax einen Plan B. In seinem Alter schicken sich Anwälte an, Kanzleipartner zu werden. Als solcher würde er nicht nur deutlich mehr verdienen als in der Politik, er könnte sich seine(n) Arbeitspartner auch aussuchen.